Erdbeben der Stärke 4,1 im Großraum Wien + Bis ins Waldviertel spürbar.
Bei Alland in Niederösterreich hat am Montag die Erde mit einer Magnitude von 4,1 gebebt. Das Beben um 12.28 Uhr wurde von der Bevölkerung im Epizentralbereich, vom Semmering bis Hollabrunn und Melk und auch in Wien zum Teil kräftig verspürt.
Leichte Schäden möglich
Lokalisiert wurde das Erdbeben in einer Tiefe von neun Kilometer, rund 20 Kilometer von Wien entfernt. "Leichte Schäden, wie etwa Risse im Verputz, sind bei dieser Stärke möglich", sagte ZAMG-Seismologin Rita Meurers. Die ZAMG erhielt bereits Meldungen über "leichte Gebäudeschäden", schilderte Meurers.
Seismogramm des Bebens im Großraum Wien; Foto: APA
Nachbeben
Auch mit weiteren Nachbeben muss noch gerechnet werden. Ein erstes erfolgte bereits um 12.49 Uhr, mit einer Magnitude von 2,4 in einer Tiefe von elf Kilometer, berichtete Meurers. Man könne aber nicht vorhersagen, ob es noch zu einem stärkerem oder gleichstarkem Erdbeben komme, sagte die Seismologin. "Aber wir warten jetzt nicht auf das große Event."
Vorbeben in der Nacht
Bereits in der Nacht auf Sonntag hat die Erde im Raum Baden zweimal gebebt, einmal mit einer Stärke von 0,8 sowie 1,7 auf der Richterskala. "Das waren offensichtlich Vorbeben", erklärte Meurers. Laut der Seismologin kommt es in Niederösterreich etwa alle sieben Jahre zu einem Beben mit einer Magnitude von 4.
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Experte warnte vor "verheerendem Beben" in Wien
Erst im Dezember hatte ein Experte vor einem "verheerenden Beben" in Wien gewarnt. Denn laut dem Seismologen Kurt Decker gibt es tief unter dem Wiener Becken Bruchlinien und Störungssysteme, die groß genug sind, um ein verheerendes Erdbeben auszulösen. >> Lesen Sie mehr
Schwere Beben in Österreich selten
Schwere Erdbeben sind in Österreich bisher kaum aufgetreten. Die stärksten Erdstöße wurden laut Rekonstruktionen der ZAMG im Jahr 1201 mit einer Magnitude von 6,1 (nach Richter) und mit dem Epizentrum Katschberg in Kärnten verzeichnet. 1972 wurde in Niederösterreich eine Stärke von 5,3 erreicht.
Schweres Beben 1972
Das Epizentrum am 16. April 1972 lag in der Buckligen Welt, in Seebenstein, doch die Erschütterungen waren bis Wien zu spüren, wo es als stärkstes Beben des 20. Jahrhunderts galt. Verletzt wurde niemand, aber es kam zu Sachschaden: In Guntramsdorf und in Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein, zwei Eisenkreuze fielen von den Türmen der Kirche.
Richterskala
Früher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet. Heute wird die Skala nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert.
Mittlerweile werden mehrere Skalen parallel verwendet. Derzeit gilt die sogenannte Momentmagnitude als bestes physikalisches Maß für die Stärke eines Bebens. Sie bestimmt das gesamte Spektrum der seismischen Wellen bei Erdstößen. Die meisten Skalen ergeben zumindest bei schwächeren Beben ähnliche Werte wie die Richterskala, erlauben aber eine genauere Differenzierung bei schweren Beben.
Die Beben-Skala
Weltweit treten jährlich etwa 50.000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8. Das heftigste bisher auf der Erde gemessene Beben hatte eine Magnitude von 9,5 und ereignete sich 1960 in Chile. Erdbeben können je nach Dauer, Bodenbeschaffenheit und Bauweise unterschiedliche Auswirkungen haben. Meist gilt:
- Stärke 1-2: nur durch Instrumente nachzuweisen
- Stärke 3: nur in der Nähe des Epizentrums zu spüren
- Stärke 4-5: 30 Kilometer um das Zentrum spürbar, leichte Schäden
- Stärke 6: mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen
- Stärke 7: starkes Beben, Katastrophen mit Todesopfern
- Stärke 8: Großbeben mit vielen Opfern und schweren Verwüstungen