Innenminister Platter bezeichnete die EM-Spiele gegen Österreich als "Risikospiele".
Die Begegnungen in der Österreich-Gruppe B mit den Mannschaften aus Deutschland, Kroatien und Polen werden allesamt Matches sein, welche die "erhöhte Aufmerksamkeit" der Exekutive erfordern. Das sagte Platter am Montag, bei der er eine erste Sicherheitseinschätzung zu den Gruppenspielen in Österreich gab.
Während die in Salzburg und Innsbruck ausgetragene Gruppe D mit Griechenland, Spanien, Schweden und Russland den Behörden kaum Kopfzerbrechen bereitet, sind Übergriffe laut Platter in Wien und Klagenfurt "nicht auszuschließen".
800 deutsche Polizisten helfen uns
Die heimische Exekutive wird
diese Aufgaben nicht allein bewältigen müssen. Rund 800 Beamte aus
Deutschland, davon 600 aus Bayern, werden Österreichs Polizisten vor allem
im Bereich der Einsatzeinheiten unterstützen, sagte Platter. Je 250 werden
in Wien, Klagenfurt und Innsbruck stationiert, der Rest bleibt in Reserve.
Feierfreudige Kroaten in Wien
Bereits am ersten Tag, an dem die
EURO auch in Österreich stattfindet, am 8. Juni, kommt es zu den durchaus
brisanten Paarungen Österreich-Kroatien und Deutschland-Polen. "Aus
Kroatien erwarten wir einen großen Ansturm zum Spiel in Wien, vorwiegend im
Individualverkehr", sagte Platter. Die Fans werden als weitgehend fair
eingeschätzt, setzen aber gerne (verbotene, Anm.) Pyrotechnik ein und feiern
Erfolge ihrer Mannschaft frenetisch. Mit Kroatien gebe es bereits ein
bilaterales Abkommen, es befinde sich auch ein österreichischer
Verbindungsbeamter in Zagreb.
Fan-Ansturm erwartet
Voll wird Wien auf jeden Fall sein. Aus
diesen drei Nationen kommen Zehntausende – mehr als aus anderen Ländern zu
erwarten gewesen wären. Auch weil sie keine Hotelbetten brauchen, sondern
privat bei Landsleuten wohnen.
Deutsche in Wien:
Kroaten in Wien:
Polen in Wien: |
Kroaten und Serben beobachtet
Neben Ausschreitungen in
Klagenfurt und beim Freundschaftsspiel Rapids gegen Dinamo Zagreb in
Kapfenberg gab es in jüngster Vergangenheit auch Auseinandersetzungen
zwischen Kroaten und Serben in Wien, wenn eine der beiden Mannschaften bei
Welt- oder Europameisterschaften antrat. Hier ansässige Nationalitäten
würden vom Verfassungsschutz beobachtet, sagte der Minister.
"Problemszenen" in Klagenfurt
Ebenfalls am 8. Juni
findet in Klagenfurt die Begegnung Deutschland gegen Polen statt. Auch hier
seien "Übergriffe nicht auszuschließen". In beiden
Ländern gibt es "Problemszenen", betonte Platter. Dass es wie
beim Zusammentreffen der beiden Mannschaften in Dortmund bei der WM 2006 zu
Festnahmen im Ausmaß mehrerer hundert kommt, hofft der Minister nicht. Aber:
Man werde "entsprechende Vorsorge" bei den Unterkünften treffen.
Ähnliches gilt für die weiteren Spieltage in der Österreich-Gruppe am 12.
und 16. Juni.
Auf das Ergebnis der Auslosung wurde in Klagenfurt übrigens sehr rasch reagiert. Schon seit Sonntag werden Besucher der Stadt-Homepage auch auf Kroatisch und Polnisch begrüßt. In spätestens vier Tagen wird die gesamte Internetseite in beiden Sprachen verfügbar sein. Online-Buchungen sind schon jetzt möglich. Im Call-Center - das täglich von 07.00 bis 24.00 Uhr unter der Nummer 0043 463 59 2008 erreichbar ist - wird ab Dienstag neben Englisch und Deutsch auch Kroatisch und Polnisch gesprochen.
Wie groß der Besucheransturm in Klagenfurt letztlich sein werde, müsse erst genau analysiert werden. Pläne für eine zusätzliche Zeltstadt für 10.000 Personen in der Nähe des Flughafens würden jedoch bereits gewälzt, erklärte OK-Chef Arnulf Rainer. Man wolle nichts dem Zufall überlassen. Neben der bereits angekündigten engen Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei werde man sich nun auch um verstärkten Kontakt zu kroatischen und polnischen Behörden bemühen.
Keine Gefahr in Salzburg und Innsbruck
Kaum Probleme sollte es
dem Innenminister zufolge bei den Spielen in Salzburg und Innsbruck mit dem
Anhang von Griechenland, Spanien, Russland sowie Schweden geben. Die
spanischen Fans seien enthusiastisch, aber friedlich. Auch bei den Schweden,
Russen und Griechen habe es im Ausland bisher keine Probleme gegeben.
Schengen aktiv
Platter kündigte erneut an, dass die
Schengen-Grenze an bestimmten Spieltagen zu manchen Nachbarländern punktuell
wieder eingezogen wird. Auch das Bundesheer wird mit etwa 1.500 Soldaten die
Polizei hier unterstützen. Seitens der Exekutive werden 27.000 Beamte im
Einsatz sein. 2.200 werden dabei zu den Einsatzeinheiten zählen. 200 Beamte
der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) und 400 Angehörige der
Anti-Terroreinheit "Cobra" sind ebenso eingeplant wie rund 4.000
Ordnungspolizisten. Die Fans werden rund 150 szenekundige Beamte
beaufsichtigen.
Bilaterale Abkommen stehen an
Die nächsten Schritte der Planung
sind die konkreten Risikoeinschätzungen zu den jeweiligen Teilnehmerländern
und die Planung der einzelnen Spiele. Dazu gehören auch die
Gefährdungseinschätzung der Mannschaften, die Planung des Personenschutzes
für die zu erwartenden Staatsgäste und die Erstellung von Verkehrskonzepten.
In den kommenden Tagen will Platter bilaterale Abkommen mit allen
Teilnehmer- und Transitländern sowie Nachbarstaaten abschließen. Das
betrifft unter anderem den Einsatz von szenekundigen Organen und den
Datenaustausch.