Vier Millionen Euro

Fritzl wollte Vernehmungsprotokolle verhökern

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Josef Fritzl wollte für seine Horror-Geschichte vier Millionen Euro, um Schulden zu tilgen. Doch er wurde von englischen Medienprofis gelinkt.

Der neueste Wahnsinnsakt des Mannes, der weltweit Fassungslosigkeit hervorrief: Josef Fritzl will mit dem Leid, das er seiner Familie angetan hat, ein Vermögen machen. Er will Geld für die Geschichte, die sich 24 Jahre lang im Verlies in Amstetten abgespielt hatte. Das deutsche Magazin Stern recherchierte, dass Fritzl vier Millionen Euro für seine Vernehmungsprotokolle abcashen wollte, in denen er alle „Monströsitäten“ seines perversen Doppellebens der Polizei erzählte.

Hohe Schulden
Der Grund: Der 74-Jährige fügte seiner Familie nicht nur ein unvorstellbares Martyrium zu, er war auch ein schlechter Geschäftsmann. Insgesamt 3,5 Millionen Euro Schulden soll er bei faulen Immobiliengeschäften angehäuft haben.

Aber die Schulden sind nicht der einzige Grund, für das unverschämte Angebot: Fritzl gilt als Kontrollfreak. So wie er zweieinhalb Jahrzehnte seine eingekerkerte Familie kontrollierte, will er jetzt auch die Geschichte darüber kontrollieren. Ihn ärgert nicht die Berichterstattung, sondern die Tatsache, dass er keinen Einfluss darauf hat: „Die schreiben alles an mir vorbei. Dass andere damit Geld machen, indem sie mich nutzen, geht nicht.“ Im August beschloss er deswegen: Er will mitmischen.

Angebot an englischen Boulevard
Also beauftragte er jenen Immobilienmakler, der in den vergangenen drei Jahren seine Verlust-Geschäfte betreut hatte. Dieser Makler – der Stern nennt ihn Ludwig Tauscher – sollte Fritzl helfen, seine intimen Details an den Mann – oder besser gesagt an den Boulevard – zu bringen. Der Makler schickte daraufhin anonyme E-Mails an die englischen Zeitungen The Sun und News of the World. Die Yellow Press war prompt interessiert.

Insgesamt vier Mal traf sich Tauscher mit den Reportern der englischen Regenbogenpresse. Doch mit der Abgebrühtheit dieser Burschen hatte der österreichische Makler nicht gerechnet: Sie wollten die Echtheit prüfen, ließen sich das Protokoll zeigen und lasen es genüsslich. Tags drauf standen die Details dann in den Boulevard-Blättern zu lesen – gezahlt wurde dafür allerdings keinen Penny. Fazit: Der Makler wurde von den britischen Profis gelinkt.

Treffen in Pizzeria
Vor wenigen Tagen traten neue Medienprofis an Ludwig Tauscher heran – diesmal Reporter vom deutschen Stern. Sie trafen Tauscher in einer Pizzeria in Oberösterreich und konfrontierten ihn mit Fritzls Vier-Millionen-Geschichte. Doch Tauscher wollte nicht sofort reden, er erbat sich Bedenkzeit: „Lassen Sie uns einander in Wien auf neutralem Territorium treffen.“ Dort wollte er sich per Handy mit weiteren Instruktionen melden – der Plot eines miesen Agentenfilms.

Schließlich kam es doch zu dem Treffen – in einem Hotel. Der Makler packte aus und erzählt die ganze Geschichte. Am Schluss resümiert der Fritzl-Vertraute: „Fritzl ist eben ein sehr tatkräftiger Mensch mit hunderttausend Ideen...“

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