Saftige Gewinne

Goldgrube Advent-Markt

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Oh du Fröhliche! Viele Stand-Besitzer auf Christkindlmärkten verdienen sich eine goldene Nase. Der Report, die Zahlen, die Tricks.

Der Weihnachtsmarkt am Wiener Rathausplatz, Freitagabend: Es ist eiskalt, die Mitarbeiter und Besitzer der Punschstände sind in dicke Mützen und Jacken gehüllt – ein Traumberuf sieht anders aus.

Doch der Schein trügt: In Scharen stehen die Besucher um den wärmenden Punsch an – und das Geschäft läuft. Wie ÖSTERREICH-Recherchen ergeben, sind in nur vier Wochen Gewinne bis zu 70.000 Euro möglich. So wechseln immer mehr Österreicher am Feierabend in die Punschhütte – und verdienen sich ein gutes Weihnachtsgeld.

Und so funktioniert die Goldgrube Weihnachtsmarkt: Das meiste Geschäft winkt beim Punschstand. Vor allem dann, wenn bei den Zutaten – wie in vielen Fällen – gespart wird.

Ein Blick in die Preislisten der Großhändler zeigt: Ein Liter Punsch ist „trinkfertig“ frei Haus bereits um zwei Euro zu haben – inkl. der Mehrwertsteuer. Heißt: Den Verkäufer kostet das Häferl (0,2 Liter) 40 Cent. Angeboten wird das Heißgetränk im Schnitt um 3,50 Euro.

Zieht man Kosten für Personal, Standplatz und restliche Zutaten anteilsmäßig ab, bleiben zwei Euro Gewinn pro Häferl. Bei einem beliebten Punschstand gehen pro Tag 1.000 Häferl über die Theke – ergibt bei 33 Verkaufstagen (vor Steuer) einen Gewinn von 66.000 Euro.

Jeder zweite Standler kocht Punsch mit Wasser auf
Der Anteil jener, die sich so einen Zuverdienst verdienen, ist groß. Ein Punsch-Insider zu ÖSTERREICH: „Mehr als die Hälfte der Standler kocht billiges Konzentrat mit heißem Wasser auf oder verwendet Fertigprodukte. Das Verhältnis zwischen Konzentrat und Wasser beträgt oft 1:6. So schafft man unglaubliche Gewinne.“ Aber: Es gibt auch viele Anbieter, die auf Qualität setzen.

Dass das Punsch-Geschäft lukrativ ist, zeigen viele „Quereinsteiger“: Die Immobilientreuhänderin Claudia Harich etwa steht mit ihrem Mann Hermann an den Wochenenden selbst an ihrem Stand in Linz. „Der Punsch Heiße Liebe geht am besten, wir kochen alles frisch.“ Der Umsatz dürfte trotzdem sehr ansehnlich sein: „Das wollen wir aus Angst vor Neidern nicht verraten.“

Auch der einstige Student und Elektriker Franz Schmitsberger aus der Steiermark hat Job gewechselt. Jetzt bietet er am Wiener Karlsplatz ökologisch-biologischen Punsch. „Ich sehe mich als Alternative zu den Kommerzprodukten. Mein Punsch ist qualitativ hochwertig – und das schätzen die Kunden“, sagt Schmitsberger.

25.000 Euro Miete in Wien, 2.800 Euro Miete in Linz
Freilich: Wie bei der Qualität gibt es auch bei Mieten Unterschiede. Sind auf einzelnen Wiener Märkten für die 33 Tage bis zu 25.000 Euro nötig, zahlen Linzer Standler 2.800 Euro – ihr Punsch ist aber auch um Einiges billiger.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der Lionsclub: Seine Punschstände machen Rekord-Umsätze, die aber alle zu karitativen Zwecken gespendet werden. Ein Mitarbeiter: „Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Es macht Spaß.“

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