Prozess um versuchten Mord

Grazerin stach auf Ehemann ein

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Die Angeklagte erklärte vor Gericht: "Ich wollte ihn nicht töten."

Nach 30 Jahren Ehe hat eine Grazerin im Vorjahr ihrem Mann zwei Messerstiche in die Brust versetzt. Vorausgegangen war der Attacke ein Streit, bei dem er sich abfällig über den gemeinsamen Sex geäußert haben soll. Am Montag stand die 51-Jährige im Straflandesgericht wegen versuchten Mordes vor einem Geschworenensenat (Vorsitz: Susanne Haas) und beteuerte, sie habe ihren Mann nicht töten wollen.

"Durch die Ehehölle" gegangen

Das Paar ist seit 36 Jahren zusammen, im Dezember 2016 hat die Frau die Scheidung eingereicht. Sie sei "durch eine Ehehölle" gegangen, wollte ihn aber nicht töten, beschrieb es ihr Verteidiger, nachdem der Staatsanwalt eher nüchtern gemeint hatte: "Zwei Stiche in den Brustkorb auf Herzhöhe ergeben zwangsläufig lebensgefährliche Verletzungen." Doch von einem Mordversuch wollte die Angeklagte nichts wissen, sie bekannte sich nur schuldig, ihren Mann verletzt zu haben.

"Ich weiß nicht, warum ich das alles über mich ergehen habe lassen", meinte die 51-Jährige unter Tränen. Ihr Mann sei seit sechs Jahren Alkoholiker, aber "ich kenne ihn auch als guten Menschen". Ständige Streitereien und Demütigungen führten dazu, dass der Ehemann im Frühjahr 2016 auszog und bei der Frau seines Bruders - die ebenfalls getrennt lebte - unterkam. Dann wollte er wieder nach Hause, die Angeklagte gab schließlich nach. Doch die Alkoholexzesse wurden immer schlimmer, und schließlich kam es am 14. August zu dem Vorfall mit dem Messer.

"Sogar dafür bist du zu blöd"

Die 51-Jährige schilderte, dass ihr Mann bei einem wüsten Streit gesagt habe, seine Schwägerin sei im Bett viel besser als sie. Da ging sie in die Küche, holte ein Messer und rammte es ihm in die Brust. Seine Reaktion war angeblich: "Sogar dafür bist du zu blöd, du kannst nicht einmal das." Also stach sie noch einmal zu. Eine Notoperation rettete dem Mann das Leben.

Bei der Verhandlung wich die Frau von früheren Aussagen ab. Vor der Polizei hatte sie unter anderem gesagt, ihr Mann habe sterben wollen und sie mehrfach aufgefordert zuzustechen - "damit ich Ruhe habe". Sie habe ihm diesen Wunsch erfüllt: "Ich wollte, dass er Frieden hat."

Die Geschworenen werden am Dienstag, wenn der Prozess fortgesetzt wird, vor der schwierigen Frage stehen, ob es nun ein Mordversuch oder ein versuchter Totschlag war.

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