26-Jähriger griff ohne Vorwarnung einen Soldaten vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien an. Hinweise auf islamistischen Hintergrund.
Ein 26-jähriger Mann hat in der Nacht auf Montag eine Messerattacke auf einen Wachposten des österreichischen Bundesheeres vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien-Hietzing verübt. Der Soldat wehrte den Angreifer mit Schüssen aus der Dienstwaffe ab. Der Mann starb an Ort und Stelle. Der Wachposten erlitt eine Schnittverletzung.
Der 26-Jährige sei ohne Vorwarnung auf den vor der Villa Blaimschein in der Wenzgasse 2 postierten Soldaten losgegangen, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Dieser gab "mindestens vier" Schüsse aus der Glock 17 ab. So viele Hülsen wurden bisher von den Spurensicherern eingesammelt.
#Aktuell: #Wenzgasse- Iranische Residenz: Unbekannter Angreifer mit einem Messer von Überwachungsposten des österreichischen Bundesheeres erschossen. Näheres derzeit unklar.
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) March 11, 2018
Mehrere Schüsse, Angreifer zwei Mal getroffen
Der Soldat versuchte zunächst, den Angreifer mit Pfefferspray abzuwehren, sagte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Erst als das keine Wirkung zeigte, habe er zur Waffe gegriffen. Der Berufssoldat habe damit "aus jetziger Sicht alles richtig gemacht", nämlich zunächst mit dem Pfefferspray das gelindeste Mittel eingesetzt.
Tatzeitpunkt sei gegen 23.35 Uhr gewesen. Vor der Abgabe der Schüsse kam es laut Sörös auch zu einem kurzen Gerangel. Der Soldat trug eine Schnittwunde am linken Oberarm davon. Der laut Bauer 1994 geborene, in Wien wohnhafte Tiroler sei mit einem schweren Schock ins Spital gebracht worden.
Der Soldat habe berichtet, der Angreifer habe sich "sehr verdächtig verhalten", sei dann auf ihn zugekommen und habe ihn attackiert. Nach vergeblichen Abwehrversuchen, u.a. mit dem Pfefferspray, habe der Wachposten "entweder einen Warnschuss oder einen Schuss ins Leere (gemeint ist damit, dass es kein Treffer war, Anm.) abgegeben, erläuterte Bauer. Danach fielen noch zumindest drei Schüsse, seines Wissens sei der Angreifer zwei Mal getroffen worden.
Der Nahbereich um den Tatort wurde abgesperrt, die Durchfahrt im Bereich Wenzgasse - Lainzer Straße war vorerst nicht möglich. Die Polizei ordnete zudem eine Verstärkung der Überwachung der diplomatischen Einrichtungen in ganz Wien durch den polizeilichen Streifendienst an.
© APA/HANS PUNZ
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Hinweise auf islamistischen Hintergrund
Beim Täter handelt es sich um den 26-jährigen Mohammed E. Er hat die österreichische Staatsbürgerschaft. Laut den Behörden soll er ägyptische Wurzeln haben und zuletzt bei seiner Mutter gelebt haben. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat die Ermittlungen übernommen. Zurzeit werde die Wohnung des Täters durchsucht, bestätigt Polizei-Sprecher Harald Sörös gegenüber oe24. Das LVT sei dabei, "das gesamte Umfeld zu durchleuchten, Handy- und E-Mailverläufe zu untersuchen, Freunde und Angehörige zu befragen, in der Wohnung gefundene Schriftstücke zu analysieren" sowie festzustellen, ob der Mann Kontakt zu bestimmten Glaubensgemeinschaften gehabt hat und ob sich in seinem Besitz einschlägiges Werkzeug oder Anleitungen befanden. Laut Polizei-Insidern gibt es Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. "Wir können das derzeit nicht ausschließen", so Polizei-Sprecher Harald Sörös zu oe24. Aber auch psychische Probleme können nicht ausgeschlossen werden. In seinem Facebook-Profil teilte Mohamed E. fast ausschließlich islamische Inhalte. Sein letztes Posting ist allerdings bereits über zwei Jahre alt.
Mohammed E.: 26 Jahre, er lebte bei seiner Mutter
Das Einsatzkommando Cobra und Ermittler des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) führten am Montag eine Hausdurchsuchung im Bezirk Penzing durch, so Sörös zur APA. Der 26-Jährige soll dort mit seinen Eltern bzw. seiner Mutter gelebt haben.
"Ein terroristisches Motiv kann derzeit weder ausgeschlossen, noch bestätigt werden", sagte der Polizeisprecher. Das LVT habe eine eigene Gruppe für diese Ermittlungen abgestellt. Eine solche besteht üblicherweise aus fünf bis zehn Polizisten. Sie seien dabei, "das gesamte Umfeld zu durchleuchten, Handy- und E-Mailverläufe zu untersuchen, Freunde und Angehörige zu befragen, in der Wohnung gefundene Schriftstücke zu analysieren" sowie festzustellen, ob der Mann Kontakt zu bestimmten Glaubensgemeinschaften gehabt hat und ob sich in seinem Besitz einschlägiges Werkzeug oder Anleitungen befanden, berichtete Sörös.
Das sagt die Polizei zur Messer-Attacke in Wien:
Video zum Thema:
Messerattacke auf Soldat: Polizeisprecher im Interview
Der Tatort: Villa Blaimschein in Wien-Hietzing
Beim Tatort handelt es sich um ein historisches Gebäude: Die Villa Blaimschein, im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten von den jüdischen Eigentümern beschlagnahmt, war einst Schauplatz von Verhandlungen für eine provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner. Heute befindet sie sich im Eigentum der Republik Iran und dient dem Botschafter als Wohnort.
Bei der Bewachung diplomatischer Einrichtungen durch das Bundesheer ist laut Bauer jeweils ein Soldat vor dem Objekt postiert, ein zweiter entweder im Gebäude oder, falls das nicht möglich ist, in der nächstgelegenen Polizeiinspektion - letzteres war hier der Fall. Durchgeführt werde der Objektschutz ausschließlich von Berufssoldaten. Die Bewachung als Assistenzleistung für die Polizei wurde mit August 2016 eingeführt. Die Männer erhalten dafür eine spezielle Ausbildung und Einweisung durch die Polizei.
Soldat in psychologischer Betreuung
Der Soldat befand sich am Montag weiterhin in Spitalsbehandlung. Er hat laut Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, eine leichte Verletzung am Oberarm erlitten. Der 23-Jährige sei nach dem Angriff und dem Waffengebrauch "psychologisch natürlich entsprechend herausgefordert. Der heerespsychologische Dienst war bei ihm, er wird betreut", sagte der Sprecher. Routinemäßig werde wohl eine interne Untersuchungskommission eingesetzt, wie nach Schusswaffengebrauch im Dienst üblich. Die Ermittlungen obliegen aber einzig der Polizei.
Bundesheer überwacht neun Objekte in Wien
Das Heer bewacht als Assistenzleistung für die Polizei insgesamt neun diplomatische Einrichtungen in Wien. Eine davon ist die Residenz des iranischen Botschafters in Hietzing, die in der Nacht auf Montag Tatort einer Messerattacke wurde. Der angegriffene Wachsoldat war vor der Residenz postiert, ein Wachhäuschen oder Ähnliches wie bei manchen anderen derartigen Objekten existiert dort nicht.
Karte: Hier kam es zur Messerattacke