Kein Platz mehr in den Versorgungsstellen – und jetzt kommt der Winter.
Derzeit kommen täglich 6.000 Flüchtlinge in Nickelsdorf an. Aber Gerry Foitik, Rot-Kreuz-Bundeskommandant, rechnet mit höheren Zahlen: „Etwa 8.000 werden es künftig sein.“ 11.000 Personen müssen ständig in sogenannten Transitlagern betreut werden. Zwei bis drei Tage bleiben die Flüchtlinge in diesen Notcamps, dann reisen sie meist nach Deutschland weiter. Schränkt Deutschland das ein, ist die Katastrophe perfekt:
Schon jetzt können Asylwerber, die in Österreich bleiben wollen, in staatlichen Versorgungsstellen nicht mehr aufgenommen werden: „Wir nehmen nur mehr Anträge entgegen“, sagt Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium (siehe Kasten unten).
Nur Frauen, Kinder, Kranke werden versorgt. Der Rest landet in Transitcamps. Die aber sind nur für Kurzaufenthalte ausgelegt. Positiv hingegen ist, das derzeit nur mehr rund 1.000 Asylwerber in Zelten untergebracht sind, davon 100 in Traiskirchen.
Erschöpft
Völlig am Limit sind die meisten freiwilligen Helfer. Sie sind seit Anfang September durchgehend im Einsatz. Nun müssen die Studenten zurück an die Uni, Arbeiter haben ihren Urlaub aufgebraucht. Saskia Schwaiger, Arabisch-Dolmetscherin am Westbahnhof, steht neben ihrem Job fast täglich auf dem Bahnsteig 1. Lange werde sie das nicht mehr durchhalten, sagt sie zu ÖSTERREICH: „Die Zivilgesellschaft hat bewiesen, dass sie sehr gut helfen kann. Nun muss das aber auf professionelle Beine gestellt werden.“ Ähnlich Alexandra Jaitner aus Parndorf: „Wir sind erschöpft. Dabei steht uns das Schlimmste erst bevor, die wirklich harten Wochen kommen erst.“
"Keiner weiß mehr, wie das gehen soll"
Im Interview mit ÖSTERREICH schildert Helferin Alexandra Jaitner die Situation.
ÖSTERREICH: Seit wann sind Sie jetzt im Dauereinsatz?
Alexandra Jaitner: Eigentlich wollte ich nur einen Spendenaufruf starten, das war am 2. September. Wir haben damals über Facebook die Flüchtlingshilfe Parndorf ins Leben gerufen. Jetzt stehen wir seit vielen Wochen Nacht für Nacht und Tag für Tag auf Abruf bereit, betreuen die Asfing-Halle.
ÖSTERREICH: Es wird kalt. Wo liegt das Hauptproblem?
Jaitner: Alle sind am Limit, auch die Helfer in Nickelsdorf. Am Montag sollten 15 Freiwillige an die Grenze kommen, Zeit hatten aber nur vier. Wir wiederum bekamen um drei Uhr früh 600 Flüchtlinge in Parndorf angeliefert. Die Menschen kommen noch immer in kurzen Hosen, in Flip-Flops. Wir haben erst nach Stunden heiße Suppe und Tee bekommen, haben selbst keine Feldküche. Das ist eine Katastrophe. Nicht vorzustellen, was passiert, wenn es schneit …
ÖSTERREICH: Wie lange halten Sie das noch aus?
Jaitner: Keiner weiß mehr, wie lange das noch gehen soll. Auch die Polizisten in Nickelsdorf sind erschöpft, längst am Limit. Wir haben 20.000 Grundwehrdiener, wo aber sind die? Ohne Private ginge hier gar nichts mehr.
ÖSTERREICH: Warum opfern Sie sich so auf?
Jaitner: Ich war zehn Jahre beim Roten Kreuz, das hat mich halt geprägt.
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