Leila Khaled (72) war Hauptfigur des Palästinenser-Terrors. Reporter Karl Wendl traf sie.
Mit 28 Jahren hatte sie bereits zwei Flugzeuge entführt und einen US-Passagierjet gesprengt. Ihre israelischen Geiseln ließ sie zuvor unverletzt frei. Diese Terroraktionen machten Leila Khaled zur Ikone der palästinensischen Freiheitsbewegung. Bücher wurden über sie geschrieben, Filme gedreht.
Heute ist sie 72 Jahre alt und noch immer palästinensische Politaktivistin. Ich traf sie in Wien bei einem Vortrag, der heftige Diskussionen auslöste. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigt sich "zutiefst empört" darüber, dass die "Terroristin Leila Khaled im Österreichisch-Arabischen Kulturzentrum ungehindert ihren Hass auf Israel propagieren durfte".
Peter Florianschütz, SPÖ-Politiker und Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, klagt: "Unbegreif lich, dass sie ihre gegen die Existenz Israels gerichtete Propaganda inklusive Verherrlichung des bewaffneten Terrorismus ungehindert verbreiten kann."
Khaled negiert die Aufregung. Ihre Stimme ist tief, als Kettenraucherin hüstelt sie ständig. Sie sagt: "Ich kenne diese Aufregung. Das ist überall so, wo ich Vorträge halte - in Schweden, Holland oder Deutschland. Alle sehen noch immer die Leila von damals, aber das ist ein halbes Jahrhundert her."
"Frieden gibt es erst, wenn wir unseren Staat haben"
Dem Terror hat sie abgeschworen, nicht aber der Bereitschaft zum politischen Kampf gegen Israel: "Israel betreibt gegenüber den Palästinensern ein rassistisches, diskriminierendes Apartheidregime." Dagegen lehne sie sich auf: "Deshalb reise ich um die ganze Welt, halte Vorträge, kämpfe für einen freien palästinensischen Staat. Solange es diesen nicht gibt, kann es keinen Frieden geben."
Khaled über Strache: "Ihm fehlt jede Logik"
ÖSTERREICH: Gegen Ihren Auftritt in Wien gibt es heftige Proteste.
Leila Khaled: Ich kenne das. Das ist überall so, wo ich Vorträge halte. Die Kritiker kann ich aber beruhigen -ich bin legal nach Österreich eingereist, habe auch keinen Reisepass gefälscht und besitze ein gültiges Schengenvisum.
ÖSTERREICH: HC Strache, Chef der rechten FPÖ, findet es empörend, "dass eine Terroristin in Österreich Hasstiraden verbreiten darf".
Khaled: Diese Leute haben jede Logik verloren, ich habe die Schlagzeilen auch gesehen.Ich bin nicht euer Feind, sondern erfülle nur meine Pf licht und kämpfe mit meinen Vorträgen für Gerechtigkeit für das palästinensische Volk.
ÖSTERREICH: Viele sehen in Leila Khaled noch immer die Palästinenserin mit der Kalaschnikow in der Hand.
Khaled: Das ist doch ein halbes Jahrhundert her.
ÖSTERREICH: Damals setzten Sie auf Terror. Wer ist Leila Khaled heute?
Khaled: Ich bin eine Freiheitskämpferin, ein Flüchtling. Als Frau bin ich Mutter und Großmutter.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Terroristen von Paris und Brüssel?
Khaled: Das sind feige Mörder. Sie wollen nur töten. Wir alle sind ihre Opfer, ich verurteile ihre Taten.