ÖSTERREICH-Lokalaugenschein: Wenige Meter nach der heimischen Grenze blüht ein Schwarzmarkt für verbotene Kracher. Man bekommt alles, die Polizei kontrolliert stark.
Klein Haugsdorf. Noch zwei Tage bis Silvester. Lauter Krach von Böllern erschreckt schon jetzt immer öfter Passanten. Die meisten sind illegal. ÖSTERREICH machte den Test: Wie leicht kommt man an verbotene Kracher?
Unser Reporter fuhr gestern über die Grenze bei Klein Haugsdorf (NÖ). Dort – also in Tschechien – hat sich ein Markt für Böller und Raketen etabliert. Es heißt, hier bekommt man alles.
Böller und Raketen meterhoch gestapelt
Feuerlöscher stehen bereit
Tschechische Polizei kontrolliert die Produkte
Der Check. Ankunft um 12.30 Uhr. Zunächst scheint es, als ob wir den Weg umsonst auf uns genommen haben. Eine Razzia von tschechischen Behörden ist im Gange. Keine 10 Minuten später wird wieder gehandelt. Wir nähern uns einem Stand. Die Auswahl ist gigantisch. Wir fragen dennoch: „Haben Sie was noch Größeres, zeigen Sie mir bitte etwas!“
Der asiatische Verkäufer führt uns in einen weißen Container. Es ist unheimlich, wir sind zu zweit drinnen, hinter uns wird abgeriegelt. Hier wird gefühlt Sprengstoff für eine mittlere Armee gelagert. „Dumbum“, „Super Atom“, „Red Glow“ – die Produkte klingen alle martialisch. In Österreich braucht man für alle eine pyrotechnische Lizenz.
Der Container mit illegalen Krachern
Hier fragt niemand nach einer Lizenz zum Böllern
1.000 Verletzte fordern Silvester-Böller jedes Jahr
Strafe. Knapp 10 Millionen Euro geben Österreicher jährlich für Raketen und Co. aus. Dabei ist das Zünden von Pyrotechnik ab der Kategorie F2 – also fast alle Böller – in Stadtgebieten und bei Menschenansammlungen gesetzlich untersagt. Wer sich nicht daran hält, riskiert Strafen von bis zu 3.600 Euro.
Jährlich verletzen sich etwa 1.000 Menschen bei Böller-Unfällen rund um Silvester. Laut Studie waren in den vergangenen 10 Jahren alle davon männlich.
Polizei. Das Schmuggeln der Ware nach Österreich ist übrigens keine gute Idee: An der Grenze wurde gestern stark kontrolliert. Als wir passieren, wird gerade ein Sportwagen von jungen Niederösterreichern ausgeräumt. Sie müssen der Polizei einige Käufe übergeben.
Kontrolle an der Grenze zu Österreich