Aufregung im Fall Kampusch: Auch Andrea L. soll von W. Priklopil sexuell belästigt worden sein. Und zwei weitere Frauen meldeten sich jetzt bei der Polizei.
Ihr Schritt in die Öffentlichkeit sorgt für neuen Wirbel im Entführungsfall Natascha Kampusch: Gestern sprach die 31-jährige Andrea L. in der ORF-Sendung Thema erstmals darüber, dass auch sie ein Opfer von Wolfgang Priklopil war. Ein weiterer Schock: Derzeit melden sich immer mehr vermeintliche Opfer des Kampusch-Peinigers bei der Polizei.
Zweites Priklopil-Opfer
Strasshof, Ostern 1985: Die damals
siebenjährige Andrea L. verbrachte die Feiertage mit ihren Eltern in deren
Schrebergartenhaus im niederösterreichischen Strasshof. Dann passiert das
Unvorstellbare: Am letzten Ferientag wird das Mädchen auf eine verlassene
Wiese gezerrt und dort sexuell missbraucht und begrapscht. Der vermeintliche
Täter: Wolfgang Priklopil, jener Mann, der dreizehn Jahre später Natascha
Kampusch entführte und achteinhalb Jahre in einem Kellerverlies gefangen
hielt.
Andrea L. bricht Schweigen
24 Jahre lang schwieg die
Vorarlbergerin über ihre schrecklichen Kindheitserinnerungen, erst jetzt
ging sie an die Öffentlichkeit. „Sie hat Priklopil erkannt, als der Fall
Kampusch 2006 geklärt wurde. Daraufhin hat sie sich einer Selbsthilfegruppe
anvertraut und auch eine Therapie begonnen“, erklärt Thema-Moderator
Christoph Feurstein gegenüber ÖSTERREICH (siehe rechts). Im November
erstattete Andrea L. Anzeige und wandte sich jetzt an den ORF.
"Müssen das ernst nehmen.“
Zugleich belasten die Erinnerungen
die 31-Jährige auch heute noch schwer: „Ihre Erlebnisse hat sie noch längst
nicht verarbeitet“, so Feurstein. Der Moderator ist überzeugt: „Diese
Geschichte müssen wir sehr ernst nehmen.“
Entschädigung gefordert
Klar ist: Polizeiliche Ermittlungen wird
es keine mehr geben. Zum einen sei der Fall nach 24 Jahren längst verjährt,
zum anderen beging Priklopil 2006 Selbstmord und kann so nicht mehr zur
Verantwortung gezogen werden. Unterdessen hat Andrea L. beim Land Vorarlberg
eine finanzielle Entschädigung nach dem Opferschutzgesetz beantragt.
Noch weitere Übergriffe?
Zugleich wurde jetzt bekannt: Erst in
der vergangenen Woche haben sich gleich zwei weitere vermeintliche
Priklopil-Opfer per E-Mail bei der Polizei gemeldet. Die Ermittler nehmen
die neuen Hinweise sehr ernst und versuchen derzeit, die anonymen Verfasser
auszuforschen.