Janßen ortet Druck von Funktionären auf Ärzte, die für Veränderung sind - Kritik an "falsch verstandenem Korpsgeist".
Der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Udo Janßen, lässt kein gutes Haar am Vorgehen der Wiener Ärztekammer - wobei er deren Diagnose, dass in den städtischen Spitälern die Stimmung schlecht sei, durchaus teilt. Verantwortlich dafür sei jedoch die Kammer selbst, beklagte er im APA-Gespräch. Die Ärztevertreter würden "Zuchtmeisterei" betreiben und Kollegen unter Druck setzen.
Die Ärztekammer habe einen falschen Eindruck des ausverhandelten Pakets vermittelt, kritisierte der KAV-Generaldirektor: "Deshalb ist es nachvollziehbar, dass die Stimmung unter den Ärzten trotz der mehr als 60 Mio. Euro, die der Krankenanstaltenverbund in die Hand nimmt, beeinträchtigt ist."
Man merke, dass jene rund 1.500 Mediziner, die nicht an der Abstimmung in Sachen Protestmaßnahmen teilgenommen oder sogar gegen diese gestimmt hätten, "systematisch und spürbar" von Kammerfunktionären an den Rand gedrängt würden. Janßen ortete einen "falsch verstandenen Korpsgeist".
"Repressalien"
"Wir haben Ärzte, die sagen, wir möchten gerne ein anderes Dienstzeitmodell haben", versicherte Janßen. Diese würden nun als "Verräter" hingestellt. Es handle sich dabei "fast schon um Repressalien". Kammerpräsident Thomas Szekeres müsse man fragen, wie er mit jenen Mitarbeitern umgehe, die sehr wohl Veränderung wollten.
Laut Janßen ist es nun unerlässlich, dass alle Betroffenen im Unternehmen an der Umsetzung des Pakets - das eine Reduktion von Nachdiensten mit gleichzeitiger Intensivierung der Tagespräsenz vorsieht - mitwirken. Denn es zeige sich: Dort, wo das System bereits umgestellt ist, sei man damit zufrieden, beteuerte der KAV-General.