Der Kriminalfall in Salzburg ist "auf eine Person beschränkt".
Ein Prüfbericht der Wirtschaftskanzlei Audit Services Austria über die Salzburger Festspiele führt zu Aufatmen in Salzburg. Die Prüfer, die seit 1. Februar die wirtschaftlichen Gebarungen des Festivals der vergangenen drei Jahre unter die Lupe genommen hatten, fanden keinen Hinweis auf weitere in den Kriminalfall rund um den entlassenen Technischen Direktor verwickelte Personen. "Im Wesentlichen ist das Problem auf Klaus Kretschmer beschränkt. Er hat sich vertrag- und rechtswidrig bei den Festspielen bedient", so Landeshauptfrau und Vorsitzende des Festspielkuratoriums, Gabi Burgstaller (S), heute, Dienstag, Nachmittag, bei einer Pressekonferenz nach einer Sondersitzung.
800.000 Euro Schaden
Den nach Prüfberichtsangaben von Kretschmer
verursachten Schaden für die Salzburger Festspiele bezifferte Burgstaller
auf 500.000 bis 800.000 Euro. "Es ist außerordentlich schwer, den Schaden
genau anzugeben, erst die weitere, detaillierte Prüfung wird ergeben, welche
Rechnungsteile zu Recht und welche zu Unrecht gestellt wurden", so
Burgstaller. "Aber sicher ist, Kretschmer hat Lieferscheine vernichtet oder
Dinge in den Werkstätten bauen lassen und dann parallel bei Firmen in
Auftrag gegeben. Es gab Lieferungen nur zum Schein oder Lieferungen, die gar
nicht erfolgt, aber bezahlt worden sind. Da sind zweifellos auch
strafrechtlich relevante Handlungen darunter. Besonders festzuhalten ist
allerdings, dass dieser Kriminalfall auf eine Person beschränkt werden kann.
Es gibt keine Indizien für eine Ausweitung."
Für Kretschmer, der sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe bei einem Sturz von einer Brücke schwer verletzte, gilt die Unschuldsvermutung.
Vertrauensschaden
Festspielpräsidentin Helga Rabl Stadler sagte,
"ein kompetenter Partner hat uns hintergangen, der dadurch entstandene
Vertrauensschaden ist größer als der Finanzielle." Rabl-Stadler betonte,
dass die Unregelmäßigkeiten nicht zu erkennen gewesen seien. "Die Kosten für
die Bühnenbilder sind seit dem Jahr 2000 sogar leicht gesunken, keiner von
uns hat einen Verdacht gehabt, dass Kretschmer sich da eine zweite Welt
aufbaut."
Die interne Revision solle, das empfiehlt der Prüfbericht auch, verstärkt beziehungsweise auch auf andere Geschäftsfelder als die Auftragsvergabe erweitert werden. Burgstaller erwägt auch eine personelle Aufstockung der internen Revision. Der Rechnungshof wird vorerst aber nicht eingeschaltet. "Das Festspielkuratorium hat beschlossen, dass die Firma Audit Services auch die jetzt nicht geprüften Jahre 2001 bis 2006 prüfen soll". Und Rabl-Stadler ergänzte: "Wir hoffen, dass die Staatsanwaltschaft allen angezeigten Unregelmäßigkeiten konsequent nachgeht."
Umsetzung der Empfehlungen
"Ich erwarte von den Verantwortlichen,
insbesondere dem Direktorium, die konsequente Umsetzung dieser
Empfehlungen", so Kulturministerin Claudia Schmied (S) in einer Aussendung
zu den Vorgaben im Prüfbericht. "Es müssen nun transparent und
nachvollziehbar alle Schritte für eine bessere Kontrolle ohne Verzögerung
speziell vom Direktorium umgesetzt werden." Und "weitere Schritte müssen
folgen".
Der Vertrag mit der Steuerberaterin Brigitte K., die auch im Bereich Osterfestspiele kritisiert worden war, soll gelöst werden, erklärte Rabl-Stadler. Die Einhaltung der Weisungen, wonach die Mitarbeiter der Sommerfestspiele nicht für die Osterfestspiele arbeiten dürfen, soll strikt überwacht werden. "Es gibt nur eine Ausnahme, das ist die Leiterin des Betriebsbüros, Eva Maria Wieser, sie hat um Genehmigung, für die Osterfestspiele arbeiten zu können, von Anfang an angesucht und hat sie bekommen", so Rabl-Stadler. Für eine Reihe von anderen Mitarbeitern gilt, dass sie außerhalb der Festspiele "nur Beträge von höchstens 5.000 Euro pro Jahr verdienen dürfen".