Korneuburg

Mama 
Kührer: 
"Ich will 
Gerechtigkeit"

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Der Verdächtige schwört: „Es tut mir um Ihre Tochter leid, aber ich habe nichts damit zu tun!“

Um 12.45 Uhr betrat Brigitte Kührer am Mittwoch den Verhandlungssaal 16 am Landesgericht Kor­neuburg. Eine in sich versunkene Frau mit dunklen, kurzen Haaren nahm im Zeugenstand Platz und holte tief Luft. „Wie war Julia, Frau Kührer?“, wollte Richter Helmut Neumar wissen. „Sie war pubertär. Ein normaler Teenager. An Drogen oder dergleichen habe ich nie gedacht.“

„Wie haben Sie den 27. Juni 2006 in Erinnerung?“, fragte Neumar. Es war der Tag, an dem Julia nie wieder heimkommen sollte. „Ich kam nach Hause, sie war nicht da. Es war ungewöhnlich“, so Mama Kührer. Sie kämpfte mit den Tränen, alles kam wieder hoch. „Als sie am Abend auch noch nicht da war, rief ich bei ihrem Freund an.“ Die damalige Antwort – der nächste Schock: „Er wirkte schlaftrunken und sagte: ‚Weißt du nicht, dass wir nicht mehr zusammen sind?‘“

Am nächsten Tag erstatteten die Eltern Brigitte und Anton eine Vermisstenanzeige, und der Horror nahm seinen Lauf. Fünf Jahre lang voller Bangen, Suchaktionen, Hoffnung, dass Julia wieder auftauche. 2011 dann die traurige Gewissheit: Das verkohlte Skelett von Julia wurde am Grundstück des Angeklagten Michael K. (51) gefunden, eingewickelt in eine Decke, auf der seine DNA festgestellt wurde. Er soll der Mörder von Julia Kührer sein – es gilt die Unschuldsvermutung. Als Julias Mutter fertig ausgesagt hatte, entgegnete der Angeklagte: „Es tut mir leid, was mit Ihrer Tochter passiert ist, aber ich habe damit nichts zu tun!“

Verflossener in Klinik: "Nicht verhandlungsfähig"
Brigitte Kührer konterte: „Ich will Gerechtigkeit!“ Julias Vater ergänzte: „Unsere Tochter hatte viele Geheimnisse.“ Julias Ex-Freund sagte vor Gericht nicht aus, er liegt in einer Klinik, ist laut Richter „nicht verhandlungsfähig“. Der Prozess geht heute mit weiteren Zeugen weiter.
M. Lassnig

Das sagten Eltern vor Gericht:
Mutter über JULIA: Sie war pubertär. Einmal gab es ein Hoch, dann wieder ein Tief. In der Früh stand sie schwer auf, sie war ein Morgenmuffel. Sie frühstückte nicht mehr und machte sich dann schnell aus dem Haus.
Mutter über DROGEN: Ich habe überhaupt nichts gemerkt. Julia hatte von klein auf Migräne, wenn sie also müde war und sich hinlegte, dachte ich mir nichts dabei. Ich habe das falsch interpretiert. Ich hätte sie vor dem Gift warnen sollen. Als wir erfuhren, dass ihr Freund Drogen nimmt, haben wir nichts gesagt. Wir wollten uns eine Trotzreaktion ersparen.
MUTTER über JULIAS EX-Freund: Wir kannten seine Familie, wir haben es hingenommen, wie es war. Er war ihr Heiligtum.
Vater über EX-Freund: Als sie mit ihm zusammen war, war sie für mich nicht mehr zugänglich. Davor haben wir viel gemeinsam unternommen, waren schwimmen und Tennis spielen.
Vater über den letzten Tag: Ich öffnete das Fenster am Morgen und sah, wie sie zum Bus ging.
Vater über den Angeklagten: Von der Videothek oder dem Betreiber hat Julia nie etwas erzählt, aber sie hatte viele Geheimnisse.

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