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Polizist Daniel L.:

Mit vier Schüssen Familie ausgelöscht

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Ein 23-jähriger Polizist soll seine Freundin und das gemeinsame Kind getötet haben.

Es ist Montagabend, der 3. Oktober: Polizeiinspektor Daniel L. (23) geht auf seine Dienststelle in Margarten: „Claudia ist mit unserem Buben spurlos verschwunden“, sagt er seinen Kollegen.

Zu diesem Zeitpunkt ist die 25-Jährige, die im sechsten Monat mit dem zweiten gemeinsamen Kind von dem jungen Inspektor schwanger war, bereits tot. Ebenso wie der kleine Noah (1). In der gemeinsamen Wohnung an der Bräuhausgasse 61 im dritten Stock wurden sie ermordet.

Polizei nach Morden
 zweimal am Tatort

Stunden zuvor hat eine Nachbarin laute Schreie aus der Wohnung gehört (siehe Kasten). Sie hört nur ihn und das weinende Kind. Und plötzlich vier gewaltige Knaller, die sie für Feuerwerkskörper hält. Es sind die tödlichen Schüsse auf Claudia und Noah. Abgefeuert vermutlich aus der Dienstwaffe des Polizisten.

Im Stiegenhaus entdecken Nachbarn Blutspuren, alarmieren die Polizei. Die Einsatzkräfte lassen die Wohnung öffnen. Doch von einem Verbrechen ist nichts bekannt, es gibt offiziell auch die Abgängigkeitsanzeige noch nicht. Das Blut im Stiegenhaus ist nicht zuzuordnen, in der Wohnung selbst entdecken sie nichts. Aber die Spuren werden fotografiert, der Vorfall dokumentiert.

Am Dienstag, 4. Oktober, geht Daniel L. wieder zur Polizei. Er ist inzwischen krank geschrieben, gibt aber offiziell eine Vermisstenanzeige nach seiner Lebensgefährtin und dem Buben auf. Im Internet wird fieberhaft nach der werdenden Mutter und dem Kind gesucht.

Das LKA übernimmt die Ermittlungen. „Der Polizist zeigte sich unkooperativ, er wirkte sogar desinteressiert“, sagt Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Die Tatortgruppe öffnet die Wohnung, entdeckt Blutspuren am Bett und im Bad. Daniel L. steht endgültig unter dringendem Mordverdacht.

Freitag, der 7. Oktober: In Trofaiach in der Steiermark wird Daniel L., der hier aufwuchs und zu Verwandten flüchtete, zu den Blutspuren befragt. Er legt ein Geständnis ab, führt die Beamten zu den beiden Leichen. Sie liegen nur 150 Meter entfernt hinter der Ortstafel in einer Wiese eingegraben und mit Gestrüpp bedeckt.

Gerüchte über 
Beziehungskrise

Die Ermittler nehmen ihren Kollegen fest. Zum Motiv für die Wahnsinnstat macht der junge Polizist zu diesem Zeitpunkt keinerlei Angaben. Es entstehen Gerüchte über eine neue Beziehung von Claudia K. Bestätigt sind diese nicht.

Die Vernehmungen des Polizisten gehen am heutigen Sonntag weiter. Es gilt die Unschuldsvermutung.

"Der Mann schrie
 20 Minuten lang"

Die Informationspolitik der Polizei zu dem spektakulären Dreifach-Mord von Wien-Margareten war bis Samstagnachmittag eher spärlich. Teils aus ermittlungstaktischen Gründen, teils aus Unkenntnis, weil der Tatverdächtige schwieg. Weder Todesschüsse, noch Tatwaffe wurden genannt.

Doch Informationen, wonach Daniel L. seine Freundin und das Kind mit seiner Dienstwaffe vom Typ Glock 17 erschoss, scheinen sich zu verdichten. Reporterin Sabrina Blagojevic von oe24.TV interviewte am Samstag erstmals einen Mieter des Hauses, der von vier Schüssen berichtete: „Meine Frau hörte einen lauten Streit aus der Wohnung. Der Mann schrie, sie hörte man nicht. Nur das Weinen des Kindes. Nach 20 Minuten hat es dann viermal laut geknallt. Meine Frau dachte an Feuerwerkskörper. Als sie es mir dann erzählte, glaubte ich gleich an Pistolenschüsse. Aber ich konnte nichts unternehmen, ich lag im Spital, als meine Frau den Streit hörte“, schildert der Nachbar.

Seine Frau habe geweint, sagt er. Und auch bei ihm fließen die Tränen im Interview.

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