Nach Explosionen in der Steiermark

Anschlag auf Zeugen Jehovas: Alarm jetzt auch im Happel-Stadion

Teilen

Nach einem möglichen Sprengstoff-Anschlag auf Mitglieder der ''Zeugen Jehovas'', werden jetzt auch die Sicherheitsvorkehrungen im Wiener Happel-Stadion verschärft. Dort findet aktuell ein Sommerkongress der Glaubensgemeinschaft statt. 

Am Freitagabend sind in der Südsteiermark an den Unterböden von zwei Autos Sprengsätze explodiert, jedoch wurde niemand verletzt, wie die Landespolizeidirektion Steiermark am Samstag mitteilte. Die Sprengsätze wurden von einer unbekannten Person angebracht, während die Fahrzeugbesitzer an einer Gebetsstunde der Glaubensgemeinschaft "Zeugen Jehovas" teilnahmen. Ob ein Zusammenhang besteht, wird noch untersucht.

Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Kriminalbeamte des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark, Sprengstoffexperten der Polizei und der Entschärfungsdienst haben ebenfalls die Ermittlungen aufgenommen. Tatortarbeit und Spurensicherung wurden noch in der Nacht durchgeführt.

Sprengsätze an Auto
© APA/KORNBERGER
× Sprengsätze an Auto
In der Steiermark wurden Sprengsätze an zwei Auto-Unterböden platziert. 

Sprengstoff detonierte während der Fahrt

Die Fahrzeugbesitzer, ein Mann und eine Frau, hatten ihre Autos zwischen 18.45 Uhr und 21.00 Uhr auf einem Schotterparkplatz in der Nähe des Gebetsraums in Leibnitz abgestellt. Laut Polizeisprecher Markus Lamb durften sie dort parken. Während der Gebetsstunde hörten die Mitglieder der Zeugen Jehovas einen lauten Knall, konnten ihn aber nicht einordnen. Als die Frau zu ihrem Auto ging, bemerkte sie herumliegende Teile.

Etwa eine Stunde später, gegen 21.00 Uhr, fuhr der Mann nach Hause. Nach einigen Kilometern detonierte auch bei ihm ein am Unterboden montierter Sprengsatz. Laut Lamb blieb der Fahrer unverletzt, was nur "Glück" war. Erst danach wurde klar, dass auch beim Auto der Frau ein Sprengsatz explodiert sein dürfte. Beide Fahrzeuge wurden beschädigt.

Verhinderte eine Fehlkonstruktion Schlimmeres?

Die Ermittler untersuchen nun alle Teile der Sprengsätze. Potenziell gefährdete Einrichtungen werden sensibilisiert und verstärkt überwacht. Die Motive sind derzeit unklar. Der "Kurier" berichtete, dass es sich bei den Sprengsätzen um Rohrbomben handelte, was die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen weder bestätigte noch dementierte. Informationen über eine mögliche Fehlkonstruktion zwischen Zünder und Sprengstoff, die eine Katastrophe verhindert haben könnte, wurden ebenfalls nicht bekannt gegeben. 

Sicherheitsmaßnahmen im Happel-Stadion verstärkt 

Zusätzliche Brisanz erhält der Vorfall dadurch, dass seit Freitag und noch bis inklusive Sonntag der Sommerkongress der "Zeugen" im Wiener Happel-Stadion stattfindet. Laut Polizeiangaben versammeln sich dort rund 9.000 Gläubige. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden entsprechend verstärkt, hieß es Samstagnachmittag auf APA-Anfrage. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ist eingebunden. Stattgefunden hat das Treffen am Samstag wie geplant, auch am Sonntag soll es weitergeführt werden.

Bürgermeister: "Man ist erschüttert" 

Michael Schumacher, SPÖ-Bürgermeister von Leibnitz, war im Gespräch mit der APA geschockt: "Das überrascht jeden und man ist erschüttert. Die Region ist bekannt für's Wohlfühlen und nun sind wir durch ein Jahrhunderthochwasser schon so gebeutelt, als Gesellschaft und als Region, und dann wird so etwas noch draufgesetzt. Das macht sprach- und fassungslos." Die Zeugen Jehovas seien in Leibnitz eine völlig unauffällige Glaubensgemeinschaft und noch nie negativ aufgefallen. Schumacher sei kein Konflikt im Zusammenhang mit den Zeugen Jehovas in seiner Stadtgemeinde näher gebracht worden.

Erst im März hatte ein 35-Jähriger bei einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen getötet - darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend brachte er sich selbst um.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.