Minister schlägt Alarm

Horror-Zahlen: Heuer schon 33 Frauenmorde

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Seit fast zwei Jahren erschüttert eine Serie von Gewalt­taten gegen Frauen das Land.

Die Zahlen sind alarmierend: Zählt man die jüngste Bluttat in Favoriten dazu, gab es bereits 33 Frauenmorde in Österreich. Damit hat sich die schockierende Serie aus dem vergangenen Jahr ungebrochen fortgesetzt: 2018 wurden 36 Frauen getötet. Damit lässt sich ­sagen, dass bei 66 Prozent ­aller Mordfälle in Österreich die Opfer weiblich sind.

Viele Fälle schockierten das ganze Land. Ende Oktober etwa tötete Samet A. (31) zunächst seine Frau Tugba († 29) und danach ihre beiden Kinder. Grund: Sie wollte ihn verlassen.

"Opfer von Beziehungs-Taten sind alle Frauen"

Analyse. Anfang des Jahres setzte das Innenministerium eine Expertengruppe ein. Die sogenannte Screening-Gruppe (Polizei, Kriminalpsychologen und Strafrechts-Experten) präsentierte ­gestern ihre Arbeit.

„Bei allen Opfern aus Beziehungsdelikten handelt es sich um Frauen“, sagt der Chef des Bundeskriminalamtes, Franz Lang. 50 % der Täter sind Österreicher. Besonders gravierend: 47 Prozent der Opfer waren bereits vom Täter getrennt. „Trennung oder die Absicht, sich zu trennen, gehören zu den größten Problemfeldern in Beziehungsdelikten“, sagt Lang. Nur die Arbeitslosigkeit liege mit 48,2 Prozent ­davor.

Video zum Thema: Bundeskriminalamt: Frauenmorde & Gewaltprävention

Messer als häufigste Tatwaffe

Die häufigste Tatwaffe, wenn es um Frauenmorde geht, ist das ­Küchenmesser. „Im österreichischen Waffenrecht sind Messer aber nur bedingt erfasst“, sagt Lang.

Verbesserung

Empfehlungen der Screening-­Gruppe gibt es zu drei Themenbereichen.

  • Leitfaden. Beamte sollen künftig geschult werden, Gefährdung zu erkennen. Dazu kommt ein Leitfaden für die Vernehmungen nach Gewalttaten in Partnerschaften.
  • Vernetzung. Bessere Zu­sammenarbeit der Behörden.
  • „Täterarbeit ist Opferschutz.“ Gefährder sollen künftig ­direkt angesprochen werden. Dringend gefordert werden auch verpflichtende Anti-­Aggressions-Trainings nach Betretungsverboten.

Peschorn Ines Stilling
© APA/HANS PUNZ
× Peschorn Ines Stilling
Innenminister Peschorn und Frauenministerin Ines Stilling.

Peschorn: "Im Vorfeld Straftaten vermeiden"

„Jeder Mord, ungeachtet des Geschlechtes, ist einer zu viel. Mit den Ergebnissen der Screening-Gruppe haben wir Erkenntnisse, auf deren Grundlagen wir weitere Morde verhindern können“, sagte Innenminister Wolfgang Peschorn gestern zu Beginn der Pressekonferenz zum Thema Gewalt an Frauen. 

  • Wolfgang Peschorn über  die Screening-Gruppe: „Ziel der Experten war es, herauszufinden, warum es Anfang des Jahres einen Anstieg an Frauenmorden gab und welche Maßnahmen unbedingt für die  Zukunft getroffen werden sollten.“
  • Über die Empfehlungen: „Wichtig ist es, früh die Gefahr zu erkennen, damit die Exekutive rechtzeitig eingreifen kann. Zudem ist eine stärkere Vernetzung der Behörden notwendig. Und die Täterarbeit muss verstärkt werden, um im Vorfeld Straftaten zu vermeiden.“
  • Über das Budget: „In diesem wichtigen Bereich gibt es meistens leider nie genug Geld.“
  • Über Waffen-Gesetz: „Ob es eine Verschärfung des Waffengesetzes geben wird, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.“
     

Schon jede dritte Frau ist Opfer von Gewalt

Rund 28 Gewalttaten gegen Frauen gibt es täglich. Jede fünfte Frau wird ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede 7. Frau ist ab diesem Alter ein Opfer von Stalking. Alleine im Jahr 2018 gab es in Österreich 18.526 Opfer von häuslicher Gewalt, 8.076 Betretungsverbote wurden verhängt. 91 % der Täter waren männlich. Meist handelt es sich um Beziehungsdelikte. Trennungssituationen oder die Absicht der Frau, sich trennen zu wollen, stehen ­dabei im Fokus.
 

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