Kunst und Kultur

Barocktage Melk unter dem Motto "Maria bewegt"

Start mit spannenden "Magnificat"-Vertonungen - zwei Generationen Bach im Vergleich.

Mit zwei "Magnificat"-Vertonungen - von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach - sind die Internationalen Barocktage Stift Melk am Freitagabend in der Stiftskirche eröffnet worden. Pablo Heras-Casado dirigierte den Concentus Musicus und das Collegium Vocale 1704 aus Prag. Ein aus mehreren Gründen spannender Abend.

Internationale Barocktage Stift Melk
© katholisch.at

Das diesjährige Festival-Motto "Maria bewegt..." ließe auf eine von marianisch-konservativer Frömmigkeit geprägte inhaltliche Ausrichtung schließen. Das ist nun wirklich nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Intendant Michael Schade sieht in der biblischen Maria nicht nur die leidende Schmerzensmutter, sondern eine zeitlose Frauengestalt mit durchaus utopisch-revolutionärem Potenzial. Immerhin lautet eine Textpassage über das Gottesbild Marias: "Er stürzte die Gewaltigen von ihrem Thron und erhöhte die Niedrigen. Die Hungrigen füllte er mit Gütern und ließ die Reichen leer ausgehen."

Generationenübergreifende barocke Tradition

Zur musikalischen Seite: Johann Sebastian Bachs "Magnificat" mit seinen entrückten Passagen, prächtigen Chören und anspruchsvollen Arien zählt zu den Grundsteinen des Barockrepertoires. Die Vertonung durch seinen Sohn Carl Philipp Emanuel hingegen wird kaum aufgeführt, und es ist wohl ein nicht geringes Verdienst von Schade, dieses noch ganz der barocken Tradition verbundene Werk mit der finalen Doppelfuge der Vergessenheit entrissen zu haben und somit Vater und Sohn einander gegenüberzustellen.

Die Soloparts waren mit Nuria Rial (Sopran), Shira Patchornik (Sopran), Sophie Harmsen (Alt), Michael Schade (Tenor) und Johannes Kammler (Bass) ausgezeichnet besetzt, Chor und Orchester musizierten hervorragend, und Heras-Casado - bisher nicht unbedingt als Spezialist für Alte Musik hervorgetreten - verband Präzision mit Emotion zu überzeugender Gestaltung. Das Konzert wurde von Ö1 live übertragen und wird im TV am Sonntag, 8. Juni von ORF III (20.15 Uhr) und am 15. Juni von 3sat (11.20 Uhr) ausgestrahlt. Außerdem wird 2026 bei der Deutschen Grammophon ein CD-Mitschnitt erscheinen.

Dicht gepacktes, verlängertes Wochenende steht an

Die Barocktage folgen noch bis Pfingstmontag ihrem Leitthema, u.a. bei einem Picknick-Konzert "Leyersederin 1761" im Stiftspark, bei dem sich das Trio Schikaneders Jugend der bayerischen Musikerin und Komponistin Anna Maria Leyersederin widmet, oder bei der Neuvertonung des Melker Marienliedes durch Johannes Schachtner. Zum Finale am Pfingstmontag bringen die Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter und die Mezzosopranistin Olivia Vermeulen in der Stiftskirche unter dem Titel "Salve Regina!" Werke von Giovanni Battista Ferrandini, Claudio Monteverdi, Antonio Vivaldi, Heinrich Ignaz Franz Biber, Domenico Scarlatti und Georg Friedrich Händel zur Aufführung.

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