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Die irre Welt des Terror-Paten

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Der Terrorpate ist ein unbelehrbarer Salafist. Die Behörden gaben ihn auf.

Genau genommen hatte Sergo P., der mutmaßliche Pate für geplante Terroranschläge in Wien, zwei große Lebensinhalte: seine Religion – den radikalen Islam – und seinen Traum von mehreren Ehefrauen. Letzteres hat bislang nicht geklappt, wegen Ersterem sitzt der 24-Jährige in der Justizanstalt Hirtenberg. Von seiner Zelle aus soll er jene beiden Wiener zu Bomben-Attentaten auf den Weihnachtsmarkt am Stephansplatz und die dortige U-Bahn-Station angestiftet haben, die jetzt in U-Haft sitzen: Ahmed A. (25), ein bekannter MMA-Kämpfer, und dessen Bekannter Alik B. (31) – beides Tschetschenen.


Sergo P. stand das erste Mal 2015 vor Gericht, weil er sich dem Islamischen Staat (IS) in Syrien anschließen wollte. Die Reise in den „Heiligen Krieg“ endete jedoch in der Türkei, wo der 24-jährige Vater von drei Kindern festgenommen wurde. Nach eigener Aussage wollte er damals nur einen Arzt für seine im Rollstuhl sitzende Mutter anheuern.

Schon in der U-Haft war Sergo P. wegen seines religiösen Eifers aufgefallen. Mithäftlinge versuchte er zum rechten Glauben zu missionieren, einer konvertierte tatsächlich zum Islam.

Behörden ließen ihn 
weiter missionieren

Zwei Jahre fasste der ebenfalls in Tschetschenien geborene Angeklagte, der fließend Deutsch spricht, damals aus. Wegen guter Führung wurde er acht Monate früher auf freien Fuß gesetzt. Dass sich danach niemand um den radikalen Islamisten kümmerte und er weiter schalten konnte, grenzt an einen Skandal. In dieses Bild passt auch, dass er mit einem Handy über WhatsApp Kontakte nach draußen pflegen konnte.

Nur ein Jahr später machte sich der Salafist erneut auf den Weg in den Jihad. Doch diesmal war schon am Flughafen in Schwechat Endstation. „Ich wollte in der Türkei eine Zweitfrau heiraten“, behauptete er.

Erneut kassierte Sergo P. zwei Jahre Gefängnis. Plus die acht Monate, die von der ersten Verurteilung offen waren. In Haft hat er sich bislang offenbar kaum geändert: „Ich hasse Österreich“, sagt der Tschetschene.

Wolfgang Blaschitz
© TZOE/Artner
Verteidiger Wolfgang Blaschitz

Sicher ist: Mit Alik B. hatte er mehrfach Kontakt. Und bei dem MMA-Kämpfer, der ihn sogar in Hirtenberg besuchte, soll ein gefälschter rumänischer Pass auf den Namen Sergo P. gefunden worden sein. Dennoch sagt dessen Verteidiger Wolfgang Blaschitz: „Das ist alles ein Schmarrn der Superlative.“ Für das Trio gilt die Unschuldsvermutung.

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