14-Jähriger stach zu

Eigene Mutter getötet: Behörde versagte

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Anonyme Briefe und regelmäßige Polizeieinsätze hätten eine Kindsabnahme vor dem Verbrechen durchaus gerechtfertigt.

Wie ÖSTERREICH erfuhr, gab es erste Hinweise an die zuständige Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt bereits 2013. In einem anonymen Brief schrieb ein besorgter Zeuge, dass die alleinerziehende Mutter schwere Alko-Aussetzer habe und sich bis in die Morgenstunden in diversen Lokalen volllaufen lasse. Ihr Kind beschimpfe sie als „Hurensohn“.

Fast im Monatstakt wird die Polizei daraufhin zu Einsätzen an der Adresse der Mutter in Kirchschlag in der Buckligen Welt gerufen, weil die Mittfünfzigerin herumgrölt und tobt. Die Beamten notieren unfassbare Messie-Zustände in der Wohnung.

Limo über Kopf

Bei einem Fest im Ort geriet die Frau mit ihrem 9-jährigen Sohn in Streit und schüttete ihm eine Flasche Limonade über den Kopf. Obwohl völlig verstört, brachte Lukas (Name geändert) seine Mutter nach Hause, wo sie sich im Hof des Mehrparteienhauses im Suff auszog und alle beschimpfte.

Die Jahre vergingen, doch die Jugendbehörde ließ immer nur anklingen, die eventuelle Kindswohlgefährdung zu überprüfen – doch auf die Idee, den Sohn der Alkoholikerin aus der tristen Situation zu befreien und ihn in einer WG oder bei Pflegeeltern unterzubringen, kam niemand.

Und das, obwohl er mittlerweile selbst auffällig wurde (er verletzte eine Mitschülerin, was auch zu einer Polizeianzeige führte) – und spielte nur noch Computer, schwänzte immer öfter den Unterricht. Weitere anonyme Briefe, wonach die Mutter etwa völlig betrunken mit ihrem Sohn am Beifahrersitz Auto fuhr, folgten. Nach einer Fortnite-Session bis zwei Uhr früh erstach Lukas „wie ferngesteuert“ seine Mutter, und viele (wohl auch der beauftragte Gutachter) werden sich fragen, wer hier das wahre Opfer ist. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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