Ein Video offenbart unfassbare Zustände.Während es in Strömen regnet stehen Pakete vor dem Verteilzentrum und sind der Witterung ausgeliefert.
Weitgehend stabile Zahlen, aber ein großer Aufreger: Die Debatte um das Coronavirus wurde am Dienstag von einem Hick-Hack um den Wiener Coronavirus-Cluster um die Post-Verteilzentren Hagenbrunn und Inzersdorf, einem Flüchtlingsheim in Erdberg und einer Leiharbeitsfirma beherrscht. Wiener Ermittler sollen einen Anfangsverdacht wegen Verstößen gegen die Quarantänebestimmungen prüfen.
Jetzt sorgt das Verteilerzentrum Hagenbrunn aber abseits der Corona-Krise für Aufregung. Ein Video offenbart die unfassbaren Zustände. Während es in Strömen regnet stehen Tausende Pakete auf Paletten vor dem Lager und sind der Witterung ausgeliefert.
Wirbel im Netz
In den Sozialen Netzwerken wirbelt dieses Video jedenfalls viel Staub auf. Die User sind empört und verlangen eine Erklärung. Vor allem jene, die seit Wochen auf ein Paket warten, sind erzürnt. "Jetzt weiß ich, wo mein Packerl liegt", schreibt der eine. Eine andere meint: "Da liegt wahrscheinlich unser Muttertagsgeschenk". Einige wenige springen den Postlern aber auch zur Seite. "Ihr sitzt Zuhause wegen Corana und bestellt wie die Verrückten. Ist doch klar, dass es irgendwann zu viel wird. Die Arbeiter arbeiten 13 bis 15 Stunden am Tag. Mehr geht nicht.", verteidigt sie ein User.
So reagiert die Post
Auf oe24-Anfrage hieß es bezüglich der Aufnahmen: "Wir haben aktuell äußerst hohe Paketmengen bei gestiegenen Krankenständen am Standort Hagenbrunn. Das hat zu Rückständen geführt, die nun rasch aufgearbeitet werden. Jene Pakete, die aufgrund von Kapazitätsengpässen vor dem Logistikzentrum abgestellt werden mussten, wurden bei einsetzendem Regen sofort abgedeckt und so vor Nässe geschützt. Sollte es dennoch zu einer Beschädigung der Verpackung oder des Inhalts gekommen sein, ersuchen wir die Empfänger, sich direkt zur weiteren Abklärung mit unserem Kundenservice in Verbindung zu setzen", so ein Sprecher.
Ermittlungen im Asyl-Post-Skandal
Unterdessen ist das Wiener Landeskriminalamt ist beauftragt worden, einen Anfangsverdacht zu überprüfen, wonach mehrere Flüchtlinge die Quarantäne-Anordnung ignoriert haben und über die Leiharbeitsfirma trotz amtlichem Bescheid in den Verteilzentren der Post in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) und Inzersdorf gearbeitet haben sollen. Das sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger zur APA. Medienberichten zufolge geht es dabei unter anderem um den Paragrafen 178 StGB - vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.
Aufgrund der Häufung von Coronavirus-Infektionen sind in Hagenbrunn zudem fast 400 Bedienstete des Bundesheers im Schichtbetrieb im Einsatz. Rund um einen damit zusammenhängenden großen Wiener Ansteckungscluster befanden sich bis Montag mehr als 400 Personen in Quarantäne.
Die Containment-Maßnahmen sind aber noch nicht abgeschlossen. Im Postzentrum in Inzersdorf, wo ab Dienstag das Bundesheer mit Erkundungen über das Ausmaß eines etwaigen Einsatz beginnt, gab es bisher 500 Tests, 70 Mitarbeiter waren positiv. In Hagenbrunn wurden 63 Mitarbeiter positiv getestet, die in Wien wohnen, sagte Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt. In der Logistikzentrale eines Möbelhauses in Floridsdorf sind sechs Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt, auch diese Fälle dürften auf Leiharbeiter zurückzuführen sein. In einem vorübergehend geschlossenen Kindergarten in Liesing, wo eine mit einem Leiharbeiter zusammenlebende Mitarbeiterin und ein Kind infiziert sind, gab es keine weiteren Erkrankten.