Demo in Wien: Zwei Beamte leicht verletzt.
Florian P., der am Mittwoch vergangener Woche im Merkur-Markt in Krems als mutmaßlicher Einbrecher von der Polizei erschossen worden ist, wird heute am frühen Nachmittag in seiner Heimatstadt beigesetzt. Der Totengottesdienst für den 14-Jährigen beginnt um 12.00 Uhr in der Pfarrkirche Krems-Lerchenfeld, die sich in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses des Jugendlichen befindet. Das Begräbnis findet um 13.15 Uhr auf dem Friedhof an der Wiener Straße statt.
Für die Beisetzung gibt es laut Magistratsdirektor Karl Hallbauer keine Drehgenehmigung. Diese Maßnahme auf dem Friedhof beinhalte auch ein Fotografierverbot. Die Familie des Jugendlichen soll in Würde Abschied nehmen können, betonte Hallbauer und richtete den Appell an die Medien, "pietätvoll Abstand zu halten".
Demo am Mittwoch in Krems
Am Mittwoch hatte neuerlich eine
Kundgebung in Krems stattgefunden. Etwa 30 vorwiegend Jugendliche hatten
sich am Nachmittag vor dem Supermarkt versammelt, um in der Folge zum
Bahnhof zu ziehen. Vier von ihnen waren aus Wien angereist. Die jüngste
Kundgebung war laut Magistratsdirektor Karl Hallbauer angemeldet.
Die Jugendlichen aus Krems hatten einmal mehr eine Schachtel mit der Aufschrift "Spende für Flo's Gedenktafel" dabei. Bisher seien etwa 800 bis 900 Euro "von sehr vielen Leuten" zusammengekommen, sagte Andreia B., die auch den "Trauermarsch" angemeldet hatte. Was auf der Tafel stehen wird, die ihren Platz beim Merkur-Markt finden soll, sei noch nicht endgültig fixiert. Das werde auch mit dem Bruder des getöteten Florian P. besprochen, so die junge Frau.
Florian wurde "mitgerissen"
Florian P. sei "mitgerissen"
worden. Diese Meinung hat Andreia B., Organisatorin eines "Trauermarsches"
für den Jugendlichen am Rande der Kundgebung vertreten. Florian "hat
einen Fehler begangen, aber die Strafe war zu hart", sagte sie.
"Flo war ein Angsthase"
Sie habe den 14-Jährigen
gekannt, betonte die junge Frau. Der Jugendliche sei demnach eher ein "Angsthase"
gewesen. Mit dem mutmaßlichen Einbruch habe er freilich "einen
Fehler gemacht, das will ich nicht gutheißen". Andreia B. stellte
außerdem die Frage in den Raum, was "ein 28-Jähriger"
mit 13-, 14-Jährigen Buben zu tun habe. Sie spielte damit offensichtlich auf
jenen Rumänen an, der am vergangenen Freitagabend als mutmaßlicher Mittäter
bei dem Einbruch festgenommen worden ist.
Sie werde ebenso wie andere Freunde und Bekannte des 14-Jährigen am Donnerstag zum Begräbnis gehen, so die junge Frau weiter. "Die Messe zuvor sollte für die Familie da sein."
Die Kundgebung verlief wesentlich ruhiger als die Trauerwache am Donnerstag, wo es zu einem Zwischenfall kam, als der Bruder von Florian P. auf einen Hobbyfotografen losging. Dass es auch anders gehen kann, bewies man am vergangenen Sonntag. Knapp 60 Menschen trafen sich friedlich zur Demo "Gegen die Polizeimorde". Hier gab es für die Polizei nichts zu tun.
Zwei verletzte Polizisten bei Demo in Wien
Auch in Wien fand
eine Demonstration gegen Polizeigewalt statt. Rund 130 Personen mit
Transparenten und Fahnen fanden sich gegen 17.30 Uhr am
Christian-Broda-Platz in Mariahilf ein. "Supermarktprofit wichtiger als
Menschenleben" war auf einem der Plakate zu lesen. Nach etwa einer
halben Stunde wurden auch Parolen durch ein Megafon durchgegeben. "Ein
sehr ruhiger Verlauf", so Polizeisprecher Roman Hahslinger.
Zu Ende gegangen ist die Demo mit einigen entzündeten bengalischen Feuern. Eine etwa 25- bis 30-köpfige Gruppe hatte sich gegen Ende der friedlichen Veranstaltung abgespalten und war zum Teil mit den Lichtern durch Wien-Neubau gelaufen. Sie hatte nach Angaben der Exekutive erfolglos versucht, einen Sperrriegel der Polizei zu durchbrechen. Dabei wurden zwei Beamte leicht verletzt. Festnahmen wurden keine vermeldet, durchgeführt wurden zwei Identitätsfeststellungen. Meldungen über Sachbeschädigungen lagen zunächst nicht vor.