Im Weinviertel jubeln die Landwirte über ein selten gewordenes Naturwunder. Nach Jahren voller Wetterkapriolen bringt der Sommer heuer endlich eine reiche Marillenernte. Die Region versinkt im Duft sonnengereifter Früchte und erlebt ein Comeback in saftigster Form.
Im Weinviertel ist der Sommer angekommen, und mit ihm ein Fruchtsegen, der die Region in ein Paradies aus Duft und Farbe verwandelt hat. Seit Anfang Juni pflücken fleißige Helfer die prallen, sonnengereiften Marillen von den Bäumen. Die Obstgärten stehen in voller Pracht, denn auf rund 325 Hektar gedeiht hier Österreichs größtes Marillenanbaugebiet. Pro Hektar holen die Bäuerinnen und Bauern zwischen 12 und 15Tonnen der beliebten Frucht vom Baum. Besonders gefragt ist im Weinviertel die Sorte "Bergeval", mit der jetzt die Haupternte eingeleitet wurde. Anders als in der Wachau, wo vor allem "Ungarische Beste" und "Klosterneuburger" wachsen, punktet das Weinviertel mit einer großen Sortenvielfalt und sorgt dadurch für eine besonders lange Erntezeit.
Nach Jahren des Zitterns endlich eine Vollernte
Sechs Jahre lang blickten die Marillenbauern im Frühjahr bang in den Himmel. Immer wieder machten Frostnächte ihren Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung. Dominik Schreiber von der Obstbaumschule Schreiber aus Poydorf erinnert sich an diese schwierige Zeit. Von 2019 bis 2024 habe es jedes Jahr Frostereignisse gegeben. Doch heuer sieht alles anders aus. "2025 ist das erste Jahr seit sechs Jahren mit einer Vollernte", freut sich Schreiber. Alle Bäume tragen Früchte, der Ertrag ist hoch und die Qualität hervorragend. Das Wetter habe in diesem Jahr "so gut mitgespielt wie schon lange nicht mehr". Für viele Landwirte fühlt sich dieses Jahr wie eine Belohnung an, ein echtes Aufatmen nach entbehrungsreichen Saisonen.
Niederösterreich bleibt das Marillenland Nummer eins
Im gesamten Land spricht man vom großen Marillenjahr, doch das Zentrum des Geschehens liegt eindeutig in Niederösterreich. Zwei von drei österreichischen Marillen stammen von hier. Damit bleibt das Bundesland unangefochten an der Spitze und verteidigt seinen Titel als Marillenland Nummer eins. Besonders das Weinviertel überrascht mit seiner Frische und Vielfalt. Während die Ernte in anderen Regionen oft nach wenigen Wochen endet, sorgt im Weinviertel die österreichweit "unangefochtene Sortenvielfalt" dafür, dass in Schreibers Betrieb sogar bis in den September hinein geerntet werden kann. Für viele ist das mehr als nur ein wirtschaftlicher Erfolg. Es ist ein Stück Heimatgefühl, das in jedem Bissen steckt. Eine Region feiert ihr süßestes Comeback – mit saftigen Früchten, stolzen Bauern und einer Natur, die endlich wieder mitspielt.