Nach den Landtagswahlen haben die Parteien ein neues Übereinkommen gezimmert. Bis Mitternacht wurde verhandelt.
ÖVP und SPÖ werden in der NÖ Landesregierung auch in den kommenden fünf Jahren zusammenarbeiten. Darauf haben sich die Parteien in der Nacht auf Donnerstag nach etwa zehnstündigen Verhandlungen geeinigt. Ein entsprechendes Arbeitsübereinkommen ist unterzeichnet worden. Es beinhaltet auch Kompetenzverschiebungen.
"Handschrift des Wahlergebnisses"
Das
Arbeitsübereinkommen trage "natürlich die Handschrift des
Wahlergebnisses", sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Der Verlust
eines Regierungssitzes am 9. März sei für die SPÖ auch mit dem Verlust von
Kompetenzen verbunden. Diesbezüglich verwies Pröll darauf, dass der gesamte
Bildungsbereich (somit auch Pflicht- und Berufsschulen) künftig in Hand der
Volkspartei sein werde. Das selbe gelte für das Spitalswesen. Unter dem
Aspekt, Niederösterreich zur "sozialen Modellregion in Europa"
machen zu wollen, sei die Kernkompetenz des Sozialbereichs zur ÖVP geholt
worden.
Mit dem getroffenen Übereinkommen sei nicht nur ein rasches Ergebnis, wie angestrebt, erreicht, sondern darüber hinaus das Versprechen eingelöst worden, auch bei klarer Mehrheit wieder die Zusammenarbeit zu suchen, erinnerte Pröll. Es sei in korrekter Form gelungen, dem Wahlverlierer die Chance zu geben, sein Gesicht zu wahren. Nicht zuletzt sei er "froh", so der Landeshauptmann, dass die SPÖ von der "Ankündigung in der ersten Schocksituation weggekommen" sei, sich auch Oppositionsarbeit im Land vorstellen zu können.
SPÖ gibt mehrere Kompetenzen ab
Die SPÖ hat dabei mehrere
ihrer bisherigen Kompetenzen abgeben müssen. Das erzielte Ergebnis spiegle
auch das Wahlergebnis vom 9. März wider, sagte Klaus Schneeberger,
Klubobmann der Volkspartei im NÖ Landtag. Im Gemeindereferat hat die SPÖ
laut Schneeberger künftig nur mehr die Sach- und Bedarfszuweisungskompetenz
für SPÖ-Gemeinden. Die Volkspartei sei nicht nur für Kommunen mit
ÖVP-Bürgermeistern zuständig, sondern auch für jene mit überparteilichen
Gemeindechefs oder solchen von Bürgerlisten. Laut dem Klubchef ist die
gesamte Schulkompetenz auch deshalb zur ÖVP gewandert, "weil wir keine
Bundesverhältnisse in der Landesregierung wollten". Die von der SPÖ
verlangte Gesamtschule würde "von uns nie akzeptiert", was "permanente
Auseinandersetzungen" zur Folge gehabt hätte. Die Volkspartei wolle im Land
nun ein Bildungsressort schaffen.
Ebenfalls zur ÖVP gewandert ist im Zuge der Regierungsverhandlungen die gesamte Krankenhaus-Kompetenz. Im Gesundheitsbereich bleibe die SPÖ für die Vorsorge zuständig. Schneeberger zufolge übernimmt die Volkspartei auch den Naturschutz. Im Sozialbereich gebe es mit Ausnahme von Grundversorgung und Sozialhilfe keine alleinige Kompetenz der SPÖ.
Gespräche mit Rosenkranz
Der künftigen NÖ Landesregierung
gehört auch Barbara Rosenkranz (F) an. Mit ihr wird es laut Volkspartei
kommende Woche weitere Gespräche geben.
Bei der NÖ Landtagswahl am 9. März hatte die ÖVP auf 54,4 Prozent (plus 1,1 Prozentpunkte) zugelegt. Die SPÖ musste mit einem Minus von 8,0 Prozentpunkten auf 25,5 Prozent eine schwere Schlappe einstecken. Die Freiheitlichen erreichten 10,5 Prozent (plus sechs Prozentpunkte), die Grünen 6,9 Prozent (minus 0,3 Prozentpunkte). Pröll bestätigte am Donnerstag, dass der 10. April als Termin für die konstituierende Sitzung des Landtages, verbunden mit den Wahlen der Regierungsmitglieder, "ins Auge gefasst" sei.