Naturwunder

Seeadler erobert den Himmel über dem Waldviertel

Lange Zeit galt der Seeadler in Österreich als ausgestorben. Jetzt meldet sich der König der Lüfte kraftvoll zurück. Zwei Jungadler wurden heuer in Niederösterreich erfolgreich besendert, während ihre Artgenossen langsam aber stetig wieder die Wildnis zurückerobern. 

Im Nationalpark Donau-Auen, zwischen Altwässern und uralten Bäumen, spielten sich im Frühjahr stille Heldentaten ab. Zwei Jungadler wurden von Expertinnen und Experten des WWF gemeinsam mit PANNATURA und dem Nationalpark-Team mit GPS-GSM-Sendern ausgestattet. "Die Sender liefern wichtige Erkenntnisse über Flugrouten oder Paarungsverhalten", sagte Christian Pichler vom WWF Österreich.

Die federleichten Geräte stören die Vögel nicht beim Fliegen. Zusätzlich wurden ihnen farbige Ringe der Österreichischen Vogelwarte an die Beine gesteckt. Ein drittes Küken im Leithagebirge erhielt ebenfalls Ringe. "Intakte und geschützte Naturlandschaften bieten die besten Voraussetzungen für den Seeadler. Dort findet er Fische und Wasservögel für den Nahrungserwerb sowie mächtige Horstbäume in abgeschiedenen Waldbereichen für die Brut“, erklärt Nationalparkdirektorin Edith Klauser.

Seeadler-Hotspot Waldviertel

Heute zählt Österreich rund 90 Seeadler-Paare mit eigenem Revier. Besonders das Waldviertel entwickelt sich dabei zu einem regelrechten Hotspot. "Nach neuesten Erkenntnissen sind rund 50 Prozent des österreichischen Brutbestandes im Waldviertel zuhause. Dabei werden auch Gebiete über 900 Meter Seehöhe besiedelt. Somit zählen die Waldviertler Vorkommen zu den höchstgelegenen in Europa", sagt Christian Pichler.

Zwei Jungadler wurden in Niederösterreich mit GPS-GSM-Sendern ausgestattet.

Zwei Jungadler wurden in Niederösterreich mit GPS-GSM-Sendern ausgestattet.

© WWF/Stefan Knöpfer

Die gesammelten Senderdaten und Ringablesungen zeigen, wie weit die Vögel streifen. "Die Ablesungen der Ringe und die Senderdaten zeigen nicht nur die beeindruckend weiten Reisen heimischer Seeadler über den ganzen Kontinent. Je mehr man über Streifgebiete, Paarungsverhalten, Rast- und Überwinterungsplätze weiß, umso besser kann man sie vor Gefahren schützen“, erklärt Matthias Grün, Vorstandsvorsitzender der Esterhazy Betriebe und Geschäftsführer von PANNATURA.

Gefahren für die Seeadler-Population

So eindrucksvoll das Comeback auch ist, die Gefahren bleiben real. Illegale Abschüsse, Vergiftungen sowie Kollisionen mit Fahrzeugen, Stromleitungen und Windrädern fordern weiterhin Opfer. Der WWF fordert deshalb politische Rückendeckung. "Um Österreichs Wappentier weiterhin bestmöglich zu schützen, fordern wir eine ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung“, so Christian Pichler.

Diese Verordnung soll Schutzgebiete verbessern und auch Lebensräume außerhalb ökologisch aufwerten. 2024 brüteten etwa 70 der 90 Revierpaare erfolgreich. Mehr als 23 davon im Waldviertel. Weitere Nester fanden sich im Nationalpark Donau-Auen, entlang der Donau westlich von Wien, im March-Thaya-Gebiet, im Weinviertel, in der Steiermark und im Burgenland.

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