Engagement

Social Media "erschwert" Ehrenamt

Zum siebten Mal hat im Landhaus in St. Pölten die Freiwilligenmesse stattgefunden. Mehr als 50 Organisationen präsentierten ihre Arbeit und luden auch zum Mitmachen ein. Allerdings wurde auch klar: Die Suche nach Ehrenamtlichen wird in Zeiten der Digitalisierung zunehmend schwieriger. 

Mit der Drehleiter knapp 30 Meter in die Höhe schweben, Rettungshund Emil streicheln oder unter Anleitung von Profis eine Herzmassage üben – auch heuer war das Rahmenprogramm bei der Freiwilligenmesse in St. Pölten wieder sehr abwechslungsreich, und der Andrang von Beginn an laut orf.noe groß. „"Wir sind schon zum dritten Mal hier und finden es ganz toll. Zur Feuerwehr haben wir es bisher nie geschafft, heute aber schon“, erzählte Katerina Ivanoc aus St. Pölten, die sich mit ihren Söhnen einen Überblick verschafft hat.

Die Veranstaltung versteht sich nicht nur als Leistungsschau, sondern auch als Einladung zum Mitmachen. Menschen vom Ehrenamt zu überzeugen, werde einfach immer schwieriger, sagte etwa Karin Kuhn, Geschäftsführerin der Rettungshunde Niederösterreich. 

Social Media als harte Konkurrenz

"Es ist generell nicht so einfach, dass jemand viel Zeit investiert in Ehrenamt, verbunden mit Einsätzen mitten in der Nacht, wie es bei uns oft der Fall ist.“ Der Zeitaufwand ist groß. Freiwillige leisten im Schnitt sieben Stunden pro Woche, so Kuhn. Aktuell seien in Niederösterreich 800.000 Menschen ehrenamtlich tätig – also fast jeder Zweite. Dennoch sei es mittlerweile zu einer großen Herausforderung geworden, junge Menschen in Zeiten der digitalen Verlockungen zum Ehrenamt zu motivieren – Social Media gilt etwa als harte Konkurrenz. Die 13-jährige Anna-Lena Bauer von der Feuerwehr Johannesberg (Bezirk St. Pölten) hingegen findet die Kameradschaft jedenfalls cool. "Man sitzt nicht am Handy, sondern unternimmt was mit Freundinnen und der Zusammenhalt ist groß bei der Feuerwehr“.

"Menschliche Nähe wichtiger als Digitales“

Im Landhaus gab es Gelegenheit für einen speziellen Besuch: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) öffnete die Türen zu ihrem Büro. Auch das Kinderkunstlabor, das Museum Niederösterreich, die Landesbibliothek, das Festspielhaus, das Landesarchiv, das Forum Landtag und die Ehemalige Synagoge öffneten Tür und Tor. Für Unterhaltung bei der Freiwilligenmesse sorgten Mitmachaktionen, der Radio Niederösterreich-Frühschoppen sowie heimische Chöre. Auch bei den Chören wird nach Nachwuchs gesucht, sagte Andrea Straßberger, Leiterin des Stadtchors Eggenburg (Bezirk Horn).

"Wir sind offen für alle. Es soll generationenverbindend sein“, so Straßberger. Auch sie erklärte, dass es schwieriger wird, die Menschen für Freiwilligenarbeit zu begeistern. Ein Leben ohne Hilfsbereitschaft und Ehrenamt ist für Straßberger aber unvorstellbar – für sie sei menschliche Nähe wichtiger als Digitalisierung: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der persönliche Kontakt und das Zusammenkommen von Menschen das Wichtigste auf der Welt ist.“

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