Citizen Scientists

Steinzeitwaffen in Schletz von Laienforschern entdeckt

Vor rund 7.000 Jahren dürfte es im Raum Schletz (Bezirk Mistelbach) zu einem schweren Gewaltereignis gekommen sein. Drei Jahre lang wurde im Zuge eines Bürgerprojekts die Umgebung erforscht. Die Erkenntnisse wurden nun im MAMUZ Museum präsentiert. 

Drei Jahre lang zogen sogenannte Citizen Scientists durch Feld und Flur des nördlichen Weinviertels. Ihr Auftrag: Sie wollten mehr über das Siedlungsgebiet zwischen Asparn an der Zaya und Schletz (beide Bezirk Mistelbach) herausfinden. Denn dort soll etwa 5.000 Jahre vor Christus eine steinzeitliche Siedlung vermutlich durch ein Gewaltereignis ausgelöscht worden sein. Rund 20 Freiwillige, ein Projektteam der Universität für Weiterbildung Krems, Wissenschafter der Montanuniversität Leoben, der BOKU sowie des Naturhistorischen Museums Wien und der Landessammlungen Niederösterreich machten sich auf die Suche nach den Hintergründen des Massakers. Zudem sollte die Herkunft und Lebensweise der in der Siedlung verstorbenen Personen erforscht werden.

Siedlungen wenig erforscht

Der linearbandkeramische Zentralort zwischen Asparn an der Zaya und Schletz gilt als eine der wichtigsten Fundstellen der Jungsteinzeit in Mitteleuropa. Bei umfangreichen Grabungsarbeiten wurden zwischen 1983 und 2005 zahlreiche menschliche Überreste mit Verletzungen gefunden. Aufgrund der Verletzungen dürften die Bewohnerinnen und Bewohner durch ein Gewaltereignis – etwa einem feindlichen Angriff – ums Leben gekommen sein. Auch umliegende kleinere Siedlungen waren bisher wenig untersucht, hier setzte das Projekt "Durch die Krise vereint?“ an.

Citizen Scientists stark eingebunden

Der Hintergrund der beteiligten Citizen Scientists war dabei durchaus unterschiedlich – vom Krankenpfleger bis zur Pensionistin waren viele unterschiedliche Personen dabei. Zudem waren Schülerinnen und Schüler aus zwei Klassen des Schulzentrums Asparn an der Zaya am Projekt beteiligt. Finanziert wurde das Projekt von der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich. Die Laienforscher waren von Anfang an in das Projekt eingebunden und wurden sowohl praktisch als auch theoretisch eingeschult. Gemeinsam mit Archäologinnen und Archäologen waren die Freiwilligen dann in regelmäßigen Abständen auf dem Gebiet der ehemaligen Siedlungen unterwegs, um Proben zu sammeln. Funde wurden kodiert und in eine Datenbank eingetragen. 

Zahlreiche Funde und Erkenntnisse

In erster Linie wurden Keramikfragmente der Linearbandkeramik, Steinbeile und Silices, also Steinklingen gefunden. Aber auch Reibsteine, Klopfsteine und Mahlsteine, sowie Schmuckstücke aus importierten Spondylusmuscheln wurden entdeckt. Zudem gab es Funde aus anderen Epochen – vom Mittelneolithikum über die Bronzezeit, Eisenzeit und Völkerwanderungszeit bis zum Mittelalter. Laut der Projektgruppe der Universität für Weiterbildung Krems habe sich die Arbeit gelohnt. Neben tausenden neuen Funden konnte auch das Bild der frühneolithischen Siedlungskammer verdichtet werden, heißt es vom Projektteam. Für viele der gefundenen Siedlungen konnte auch die Datierung, Größe, Ausdehnung, Funktion und Dauer der Besiedlung bestimmt werden. Die breiten Erkenntnisse würde man auch vor allem dem Einsatz der Citizen Scientists verdanken, heißt es.

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