Zwei Kleinkinder kamen auf schreckliche wie fahrlässige Weise ums Leben. Doch wer ist schuld?
Ganz Österreich ist nach wie vor geschockt über das Schicksal zweier Kleinkinder, die bei Gaisruck Richtung Tulln in einem E-Bike-Gespann ums Leben kamen. Ein Autofahrer aus Wien, der das Gefährt in der Dunkelheit auf der Bundesstraße um 20.50 Uhr nicht gesehen haben soll, rammte den Anhänger mit den Mädchen von hinten. Die 1-Jährige starb noch an Ort, ihre Schwester (4) im Krankenhaus. Die Mutter wurde schwer verletzt – und liegt auch im Spital. Und es geht ihr gar nicht gut. Denn zu den Verletzungen und dem Wissen, beide Kinder verloren zu haben, kommen jetzt auch noch Ermittlungen, ob die 38-Jährige selbst oder mit schuld am Tod ihrer Mädchen ist.
Mädchen ohne Helm
Denn Faktum ist, dass die Kinder entgegen den Vorschriften ohne Helm in dem Anhänger gesessen sind. Zudem ist nicht geklärt, ob sie angeschnallt waren, was ebenfalls vom Gesetz so vorgeschrieben ist. Weitere Bedingung: eine unabhängige Lichtanlage mit rotem Rücklicht sowie zwei weißen Rückstrahlern vorne und zwei hinten und auf der Seite zwei orange. Pflicht ist auch eine 1,5 Meter hohe, biegsame Fahnenstange mit leuchtfarbenem Wimpel sowie Vorrichtungen, damit Kinder nicht in die Speichen greifen oder hinausfallen. Außerdem sind – insbesondere was die Befestigung des Anhängers mit dem Zugfahrzeug betrifft – die Herstellerangaben haargenau zu befolgen. Mit Spannung wird daher der Abschlussbericht erwartet.
Das sagt der Unfalllenker
Der Autofahrer indes, ein Austrotürke und pensionierter Hausmeister, spricht davon, den Anhänger gar nicht gesehen zu haben. Gegenüber ÖSTERREICH meint er mit trauriger Stimme: „Es ist alles so unerwartet passiert. Ich kann nicht darüber reden, ich bin fix und fertig.“ Auch gegen ihn wird von der Staatsanwaltschaft wegen eventueller Fahrlässigkeit ermittelt.
Experte: Keine Chance bei Unfall
Die Wucht des Aufpralls ist enorm erklärt ÖAMTC-Experte Steffan Kerbl: „Das Auto wiegt mehr als eine Tonne, die Fahrradlenkerin und ihre Kinder kaum mehr als 100 Kilo.“ Am gefährlichsten sind Unfälle auf Landstraßen, da fährt das Auto bis zu 100 km/h, das Fahrrad mit Anhänger etwa 20 km/h. Kerbl: „Hier sind Kollisionen mit Anhänger grundsätzlich lebensgefährlich.“
- 17 Tote: Der E-Bike-Boom – 600.000 gibt es bei uns schon – schlägt sich auf die Unfall-Statistik durch. Im Vorjahr starben 17 Lenker, 1.025 wurden verletzt. Heuer gibt es schon 6 Tote.
- 1Minister prüft: Verkehrsminister Andreas Reichhardt: „In diesem Bereich sehe ich Handlungsbedarf.“ Sein Ministerium wird jetzt prüfen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um Kindern in Fahradanhängern mehr Sicherheit bieten zu können.