Eine Schotterfläche, 36 Wohnwägen und ein politischer Sturm: In Stockerau sorgt ein Roma-Camp hinter der Kaiserrast für hitzige Debatten. Während die FPÖ die Räumung fordert, setzt Bürgermeisterin Andrea Völkl auf Verhandlung statt Polizei.
Seit dem 19. Juni stehen 36 Wohnwägen auf einer privaten Fläche am Rand von Stockerau, wie die NÖN berichtet. Der Ort wirkt abgelegen, doch politisch ist er zum Brennpunkt geworden. FPÖ-Stadtrat Alen Ćorković sieht in der Anwesenheit der Roma-Familien einen klaren Verstoß gegen geltendes Recht. Für ihn ist die Nutzung des Areals ohne Anmeldung nicht hinnehmbar. Er spricht von Besitzstörung und fordert ein polizeiliches Einschreiten. Nach seiner Auffassung müsse der Platz geräumt und Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft erstattet werden.
Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP) sieht hingegen keinen Grund zur Eskalation. Sie war persönlich vor Ort, sprach mit den Eigentümern des Grundstücks und konnte eine Lösung auf Augenhöhe erzielen. Die Roma dürfen bleiben, zahlen Miete und haben sich verpflichtet, den Platz bis kommenden Donnerstag zu verlassen.
Einigung statt Konfrontation
Bürgermeisterin Völkl erklärt, dass der Platz bislang nie öffentlich genutzt wurde und auch keine Parkflächen blockiert seien. Aus ihrer Sicht sei die Lage unter Kontrolle und eine Eskalation völlig unnötig. Für die Stadt wäre ein Ausweichen auf die Alte Au die einzige Option gewesen, doch dort steht in Kürze ein großes Schulabschlussfest an. Zehntausende Kinder werden erwartet, was eine Nutzung des Areals für das Camp unmöglich macht. Deshalb wurde eine praktikable Lösung direkt mit den Roma und den Eigentümern gefunden. Die Wasserversorgung übernimmt die Stadt gegen Gebühr. Um Strom und Abwasser kümmern sich die Roma selbst. Für Sauberkeit sorgen bereitgestellte Mülltonnen, und es gibt klare Auflagen zur Reinhaltung der Fläche.
Bürgermeisterin Völkl weist darauf hin, dass Roma ohne festen Wohnsitz auf Plätze wie diesen angewiesen sind. Sie sieht es als Aufgabe der Politik, geeignete Lösungen zu ermöglichen, solange diese tragbar sind. Schon im Frühjahr hielten sich Roma-Familien für mehrere Wochen in der Alten Au auf. Auch damals verlief alles ohne größere Zwischenfälle. An anderen Orten wie hinter dem ehemaligen Kika blieben sie sogar unbemerkt. Für Völkl ist der jetzige Kompromiss eine vernünftige Entscheidung im Sinne eines friedlichen Miteinanders. Sie betont, dass alle Beteiligten an einem geordneten Ablauf interessiert seien und hofft auf Verständnis statt Vorurteile.