Prozessurteil

Drei Jahre Haft für geldlosen Flugliniengründer

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Ein selbsternannter Flugliniengründer wurde am Dienstag wegen schweren Betrugs zu drei Jahren Haft verurteilt.

Der Mann wollte eine Business-Fluglinie gründen, bestellte Flugzeuge, heuerte Personal an und schickte die Mitarbeiter auf teure Schulungen - und das alles, ohne dafür das nötige Geld zu haben. Am Landesgericht Salzburg musste sich heute, Dienstag, der 30-jährige Salzburger wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs vor einem Schöffensenat verantworten. Das Urteil: drei Jahre, davon ein Jahr unbedingt.

Angeklagter geständig
Der Akademiker, der ein Studium der Computerwissenschaft abgeschlossen hatte, war geständig. Richter Andreas Posch wertete das Schuldeingeständnis und die bisherige Unbescholtenheit als Milderungsgründe.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft nahm sich Bedenkzeit. Die Verteidigung verzichtete auf Rechtsmittel.

560.000 Euro Schaden
Staatsanwältin Elvira Gonschorowski-Zehetner warf Jürgen W. gewerbsmäßigen schweren Betrug, die Führung eines falschen Vermögensverzeichnisses sowie Urkundenunterdrückung vor. Der entstandene Schaden beträgt 560.000 Euro.

"Ich war zu dem Zeitpunkt sehr von mir selbst überzeugt und habe geglaubt, ich kann alles erreichen", sagte Jürgen W. über jene Zeit, als er sich, seinen möglichen Partnern und Mitarbeitern vorspiegelte, dass die Idee mit der Gründung einer eigenen Fluglinie aufgehen könnte: "Es war mir bewusst, dass es eine Gratwanderung ist." Im Nachhinein wisse er, dass er ein zu hohes Risiko eingegangen sei.

Hochgesteckte Ziele und teure Ausbildung
Für die zu gründende Fluglinie, die den schillernden Namen "Royal Business Aviation" trug und ihren Sitz in Freilassing hatte, stellte W. im Lauf des Jahres 2005 Techniker, Flugbegleiter, Kabinenpersonal und Piloten an, gab den Entwurf von Uniformen in Auftrag und unterschrieb sogar einen Optionsvertrag für den Kauf von vier Flugzeugen.

Allein die Schulung der Mitarbeiter kostete 201.000 Euro, der dazugehörige Hotelaufenthalt 37.000 Euro - die Rechnungen blieben unbezahlt. Zusagen, dass irgendjemand die hochtrabenden Pläne des Flugliniengründers finanzieren werde, gab es nicht. Der Richter wollte wissen, warum die Mitarbeiter seinen Beteuerungen, dass die Finanzierung gesichert sei, Glauben schenkten: "Es liegt in meiner Natur. Ich bin in meiner Ausbildung zum Leader trainiert worden", sagte W.

Freund hatte Idee für Flugfirma
Der junge Mann aus Golling, der bei seiner Verhaftung im Februar dieses Jahres bei der Großmutter gewohnt hatte, war beim Abschluss seines Studiums mit der Fliegerei in Kontakt gekommen. Er hatte bei der Lufthansa in Frankfurt eine Diplomarbeit geschrieben und später für das Unternehmen im EDV-Bereich an der Passagierstrom-Optimierung gearbeitet.

Als dann später ein damals 21-jähriger Freund, der Pilot werden wollte, die Idee hatte, eine eigene Fluglinie zu gründen, war W. sofort Feuer und Flamme. "Die Idee kam gelegen, ich hatte das nötige Fachwissen."

Geld spielt keine Rolle – trotz Schulden
Geld war offenbar Nebensache: W. steckte damals schon in finanziellen Schwierigkeiten, hatte mehrere Exekutionen laufen. Er habe beim Verkauf eines Hauses 120.000 Euro Schulden angehäuft, begründete W. vor Gericht.

Wie hoch seine Schulden jetzt seien, wollte der Angeklagte erst auf mehrmalige Nachfrage der Staatsanwältin beziffern: Er schätze eine Dreiviertel Million Euro.

Mandant ist kein Helmut Elsner
"Mein Mandant ist kein Norman Graf oder Helmut Elsner, er hat keinen aufwendigen Lebensstil geführt und nicht an der Cote d'Azur gelebt", stellte Verteidiger Franz Essl die Geschichte als "den typischen Lauf eines Konkursanten" dar.

Es habe konkrete Konzepte für die Fluglinie gegeben, die Nachfrage nach individualisierten Business-Flügen habe durchaus bestanden. "Wie weit die Pläne realisierbar waren, darüber kann man diskutieren", sagte Essl.

„Jetzt bin ich der Dumme.“
"Kann es sein, dass die Geschichte eine Eigendynamik bekommen hat und Ihnen über den Kopf gewachsen ist", fragte der Richter: "Es ist eine Spirale, in die man sich hineinsteigert. Da kommt positives Feedback, dass die Idee super ist und wenn es aufgeht, klärt sich alles. Jetzt bin ich der Dumme", sagte der Angeklagte.

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