Fall Adelsmayr

Dubai-Arzt: Sein Status ist "Flüchtiger"

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Der Bad Ischler Mediziner schließt eine Reise in den Mittleren Osten aus.

Eugen Adelsmayr wirkt noch ruhiger als sonst. Die zwei Jahre, in denen der des Mordes verdächtige und nicht rechtskräftig verurteilte Bad Ischler Mediziner bei einem Dubaier Gericht um Gerechtigkeit kämpft, haben ihn nachdenklicher gemacht. Vor einem Jahr hätte er es sich noch vorstellen können, einmal in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zurückzukehren. Doch nun denkt der Oberösterreicher ganz anders: "Die große Liebe zu diesen Ländern, das ist weg", sagte er im Gespräch. "Was ich erlebt habe, hat mir die Freude an einer Rückkehr in den Mittleren Osten genommen."

Im Juli 2011 wurde gegen Adelsmayr und einen indischen Kollegen im Dubai Courts das Verfahren eröffnet. Den beiden Männern wurde der Tod eines Patienten im Februar 2009 durch unterlassene Hilfeleistung und eine hohe Dosis Opiate zu Last gelegt. Adelsmayr soll damals eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Zahlreiche Gutachten belegten seine Unschuld. Dennoch wurde der Oberösterreicher im Oktober 2012 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt - ein vorläufiges Urteil, wie der 54-Jährige erläuterte. Wegen der schweren Krebserkrankung seiner Frau, die mittlerweile verstorben ist, war er nicht mehr nach Dubai zurückkehrt.

Dubai-Arzt ist wieder in Österreich

Dr. Eugen Adelsmayr bei seiner Ankunft in Wien Schwechat

Der Sprecher des Außenministeriums Peter Launsky-Tieffenthal und Dr. Eugen Adelsmayr



Status: "Flüchtiger"

Rechtskräftig wird der Richterspruch nicht werden, der Österreicher müsste dafür nach Dubai kommen, dann würde das Verfahren an dem Punkt fortgesetzt werden, seit dem er nicht mehr anwesend war. "Doch mein offizieller Status ist 'Flüchtiger', ich würde sofort festgenommen werden", sagte Adelsmayr. "Und weiterhin droht mir die Todesstrafe." Seine Anwältin in Dubai ist überzeugt, dass sie gute Chancen hätten. "Auch wenn sie glaubt, es ist aussichtsreich, ich glaube es nicht", sagte der Bad Ischler. "Im besten Fall sitze ich ein Jahr im Gefängnis und das ziehe ich nicht ernsthaft in Erwägung."

In Österreich ist Adelsmayr sicher. Wie das Ganze allerdings aussieht, wenn der Oberösterreicher ausreist, ist unklar. Vor jeder Auslandsreise müsste er klären, ob ihm im Zielland eine Festnahme droht. Die Einschränkung der Reisefreiheit ist für einen Mediziner, der an internationalen Kongressen teilnehmen will, undenkbar. Dennoch ist Adelsmayr bescheiden: "Momentan hab ich nicht das Bedürfnis und die Zeit, zu reisen." Am ehesten würde er gerne nach London oder wieder einmal nach Italien fahren. "Aber natürlich ist das in meinem Kopf. Was ist, wenn ich wo den Ausweis herzeigen muss, komm ich da in Schwierigkeiten?"

Eine Überlegung, die seinem Leidensgenossen, einem ebenfalls in den VAE angeklagten südafrikanischen Krebsarzt, erspart blieb. Cyril Karabus wurde angeklagt, für den Tod eines Kindes in einem Krankenhaus in Abu Dhabi im Jahr 2003 verantwortlich gewesen zu sein. Der mittlerweile 78-Jährige ist vor drei Wochen freigesprochen worden und in seine Heimat zurückgekehrt. Adelsmayr hat die Familie Karabus' bei dem Verfahren mit seinem Wissen unterstützt. "Ich war von an Anfang an involviert, ich hab' geschaut, ob ich Tipps geben kann, weil ich die Verhältnisse des Krankenhauses in Abu Dhabi kannte. Ich hab' dort auch gearbeitet", erzählte der Mediziner.

Mit der Social Media-Kampagne auf Facebook "Free Prof. Karabus" hatten sich die Familie des Südafrikaners mit Betroffenen wie Adelsmayr ausgetauscht. "Wir wollen daraus etwas Längerfristiges daraus machen", sagte der Arzt. "Steter Tropfen höhlt den Stein. Vielleicht sehen sie da unten, dass man mit den Leuten nicht so umgehen kann."

Karabus hatte nach seinem Freispruch Adelsmayr kontaktiert, sie wollen weiterhin andere unterstützen, die in so einer ähnlich misslichen Situation sind. "Er ist neun Monate im Gefängnis gesessen und hat nicht gewusst, wie es ausgeht. Doch schlussendlich ist er freigekommen. Das ist genauso schwer zu erklären, wie dass sie mich ausreisen ließen, aber trotzdem verurteilt haben", so Adelsmayr.

Boykott
Südafrika dürfte im Fall Karabus ordentlich Druck auf die Emirate ausgeübt haben. "Sie sind ein wichtiger Handelspartner und ein politisches Schwergewicht. Außerdem arbeiten viele Südafrikaner in den Emiraten, besonders Ärzte und Schwestern." Sogar ein Medizinkongress ist boykottiert worden, weil er von einem Unternehmen aus den Emiraten organisiert worden ist.

Ein kleiner Erfolg konnte verbucht werden: Durch die Fälle von Adelsmayr und Karabus steht nun in den VAE seit geraumer Zeit das Medizingesetz zur Diskussion. "Bisher unterlag dort jede Form von Behandlungs- und Kunstfehler dem Strafrecht. Das heißt, wenn ein Patient stirbt, wird Mord oder Totschlag angeklagt, oder Körperverletzung, wenn ein Patient zu Schaden kommt."

Und was bedeutet das nun für den Fall Adelsmayr? "Ich kann nur abwarten und hoffen, dass sich in den VAE politisch und wirtschaftlich etwas ändert. Das könnte dann sehr wohl Auswirkungen auf meinen Fall haben", so der Mediziner. "Ich werde da nie locker lassen, weil ich nicht glaube, dass das auf immer so bleiben kann."


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