Die Provokation bei der KZ-Gedenkfeier hält die Menschen in Ebensee weiter in Atem. Jetzt meldet sich auch die Mutter eines Täters zu Wort.
International hat sich die Aufregung gelegt, doch in der Gemeinde Ebensee ist der Vorfall bei der KZ-Gedenkfeier vor einer Woche weiter das Thema Nr. 1. Wie berichtet, hatten vier Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 uniformiert ehemalige KZ-Häftlinge mit NS-Parolen beleidigt und attackiert. Die Täter sind geständig. Zwei 16-Jährige sitzen in U-Haft. Für die Medien ist der Fall erledigt. Nicht für die Ebenseer. „Viele stehen noch unter Schock“, so eine Anrainerin. „Jeder verurteilt die Tat. Aber man fühlt sich jetzt als Nazi-Gemeinde abgestempelt.“ Das trifft die Gemeinde hart. „Wir arbeiten seit Jahrzehnten vorbildlich die NS-Zeit und die Verbrechen auf und dann so etwas“, so Bürgermeister Herwart Loidl.
Straßen ausgestorben
Jetzt ist nichts mehr, wie es war -
besonders in der Siedlung, die auf dem KZ-Areal gebaut wurde und aus der die
Jungen stammen. „Hier war es immer lebendig, überall spielten Kinder.“ Jetzt
seien die Straßen ausgestorben, die Anrainer meiden Kontakt zu
Außenstehenden. Und es regt sich Widerstand: „Keiner will, dass die Tat
ungesühnt bleibt. Aber U-Haft, das ist hart.“
"Spielerei"
Für Nachsicht appelliert jetzt auch die
Mutter eines der Inhaftierten im profil-Interview. Der 16-Jährige habe kein
Kontakt zu Nazis, im Gegenteil: „Er ist bei den Roten Falken Junghelfer und
hat fast jedes Jahr an der Gedenkfeier zur Befreiung des Lagers
teilgenommen.“ Auch dieses Mal haben ihr Sohn und seinen Freunde nur zur
Gedenkfeier gehen wollen. Was dann passierte, können sich Mutter und Sohn
nicht erklären. „Er hat beim Verhör geweint, beteuert, nicht die Folgen
bedacht zu haben, für ihn war es einen Spielerei.“ Er habe auch nie
rebelliert: „Er ist eigentlich sehr brav.“ Der Anwalt der Jugendlichen hatte
bereits gefordert, eine drohende Haftstrafe in Sozialarbeit umzuwandeln.