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Interview mit HTL-Schüler im US-Knast

Leo S.: "Ich wurde in der Zelle misshandelt"

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Nach Sex mit einer 15-Jährigen sitzt ein Schüler im US-Knast. Für ihn ist es der Horror.

Sarasota. HTL-Schüler Leo S. wirkt ängstlich, als ihn ÖSTERREICH im Gefängnis von Sarasota besucht. Aus gutem Grund: „Ich wurde in der Zelle misshandelt“, sagt der 18-Jährige aus Mitterkirchen (OÖ), der – wie berichtet – wegen Sex mit seiner minderjährigen Chat-Freundin Amanda S. (15) verhaftet wurde.

Sie sperrten ihn in einen Trakt für Psychopathen: „Mein Zellennachbar war verrückt“, sagt der junge Oberösterreicher, dem eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren droht, weil (auch einvernehmlicher) Sex mit einem Mädchen unter 16 in Florida strafbar ist. Als der Schüler nach der ersten Nacht im Gefängnis aufwachte, waren seine Hände blutverschmiert. Das rechte Auge war blutunterlaufen, darunter ein großer Cut. Der Mithäftling muss ihm ins Gesicht geschlagen haben: „Ich hatte schrecklich Schmerzen“, sagt Leo.

Leo S.:
© Screenshot
Leo S. wurde mit Gefängnis-Kluft und Handschellen im TV gezeigt.

Leo S.:
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Zu Hause bangen die Eltern um den Buben. „Die beiden kannten sich aus dem Chat seit letztem September. Sie lieben sich wirklich“, sagte der Vater. Vor der Abreise ließ er sich die Geburtsurkunde von Amanda schicken. Gefälscht: Das Mädchen machte sich ein Jahr älter – 16. Besuchen kann der Vater den Sohn nicht, das Geld wird für den US-Anwalt benötigt. Immerhin: Hier hat Landeshauptmann Thomas Stelzer finanzielle Unterstützung zugesagt.

Sonder-Klausel
könnte Schüler retten

Im Fall selbst gibt es einen Hoffnungsschimmer: die sogenannte „Romeo & Julia“-Klausel im US-Gesetz. Vorausgesetzt die Liebespartner waren vorher unbescholten, haben maximal vier Jahre Altersunterschied, waren mindestens 14 Jahre alt und der Sex war einvernehmlich, dann könnte aus einem Sexualverbrechen eine Ordnungswidrigkeit werden. Leo S. träumt davon – und von seiner Amanda.

Leo S.:
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Amanda: Für sie gab Leo S. alles

"Polizei war Furcht einflößend"

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen? Sie haben ein blaues Auge. Wurden Sie ärztlich versorgt?

Leo S.: Ja, man brachte mich in die Krankenstation und ich wurde verarztet. Dort habe ich auch erfahren, dass man mich in den Flügel mit den ganzen Wahnsinnigen eingesperrt hat.

ÖSTERREICH: Wie sind Ihre Haftbedingungen jetzt?

Leo S.: Ein wenig besser. Ich bin in einer Zelle mit mehreren Personen. Aber man muss hier sehr vorsichtig sein. Ich wurde bedroht, ein paar Häftlinge haben angedeutet, dass sie mit mir ein wenig herumspielen wollen.

ÖSTERREICH: Hatten Sie schon Kontakt mit Ihren Eltern?

Leo S.: Nein. Sie haben versucht, über ein Video-Telefonat mit mir zu reden. Aber das geht aus Übersee nicht. Am Donnerstag hat mich jemand vom österreichischen Konsulat hier besucht.

ÖSTERREICH: Pflichtverteidiger Gino Lombardi hat in einer Gerichtseingabe festgehalten, dass Sie sich „nicht schuldig“ bekennen. Wissen Sie davon?

Leo S.: Nein. Doch, warten Sie, jemand hat mich in der Nacht angerufen, aber ich war so schlaftrunken, ich kann mich kaum erinnern.

ÖSTERREICH: Was ist nach ­Ihrer Festnahme passiert?

Leo S.: Die Einvernahme durch die Polizei war intensiv, Furcht einflößend. Vier Stunden dauerte das alles. Dann redeten die so schnell, dass ich das meiste nicht verstanden hatte.

ÖSTERREICH: War ein Anwalt dabei?

Leo S.: Nein.

ÖSTERREICH: Wurden Sie über Ihre Rechte aufgeklärt?

Leo S.: Ja schon, mir wurden die „Miranda-Rechte“ vorgelesen, aber explizit habe ich nie gesagt, dass ich auf einen Anwalt verzichte.

ÖSTERREICH: Haben die Polizisten Sie und Ihre Freundin gegeneinander ausgespielt?

Leo S.: Das kam mir schon so vor …

ÖSTERREICH: In Ihrer Heimat ist man voll auf Ihrer Seite, es gibt eine Welle der Sympathie und Spendenaktionen.

Leo S.: Dafür bin ich sehr dankbar.

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