Eine 52-jährige Oberösterreicherin, die ihre 29-jährige Tochter im vergangenen Jahr getötet hat, ist am Mittwoch zu nur zwei Jahren Haft verurteilt worden.
Der Strafrahmen für Totschlag hätte fünf bis zehn Jahre betragen. Die leidgeprüfte Angeklagte erregte aber in dem Schöffenprozess im Landesgericht Wels bei allen Anwesenden großes Mitleid. Wegen der vielen mildernden Gründe und des Fehlens von erschwerenden wurde eine niedrige Strafe verhängt.
Tathergang kann vermutlich nie geklärt werden
Denn die
52-Jährige leidet unter einer Gedächtnislücke, was nach Aussage eines
Psychiaters für diese Art von Tat verständlich und geradezu "typisch" sei.
Die in Wien lebende Tochter war zu Besuch bei ihrer Mutter. Zwischen
Mitternacht und 3.00 Uhr früh des 16. November dürfte es in der Wohnung zu
einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen sein. Am Ende lag die 29-Jährige
tot und mit zahlreichen Stichwunden und einem großen Küchenmesser in der
Hand in der Dusche. Auch die Mutter, die die Bezirksleitstelle des Roten
Kreuzes alarmiert hatte, war verletzt. Die Obduktion der Toten ergab
Fremdverschulden, die Beteiligung einer dritten Person wurde ausgeschlossen.
Vor Gericht wurde die Vorgeschichte bekannt
Die aus Rumänien
stammende geschiedene Mutter war mit ihrem Kind 1987 nach Österreich
geflüchtet und hatte hier die Staatsbürgerschaft verliehen bekommen. Sie war
als Hilfsarbeiterin tätig und ermöglichte ihrer Tochter sogar ein
Kunst-Studium in Wien. Doch die junge Frau litt an zuletzt immer heftiger
werdenden Depressionen. Eine Auswirkung ihrer Krankheit war, dass sie
plötzliche Reisen nach Spanien oder Ungarn unternahm, von wo die Mutter sie
zurückholen musste. Diese nahm sich von ihrem Arbeitgeber einen Vorschuss
von 1.500 Euro, um eine Therapie zu finanzieren. Die Tochter brach die
Behandlung allerdings ab. Sie lebte zuletzt in dem Wahn, Bekannte würden ihr
Handy abhören. Auch die Mutter sei daran beteiligt.
"Allgemein begreiflicher Ausnahmezustand"
In der
Tatnacht machte sie ihrer Mutter deswegen Vorwürfe. Sie zerriss in der
Wohnung Erinnerungsfotos. Sie drohte zudem, aus dem Fenster zu springen.
Zuletzt führte sie eine DVD mit Tanzszenen vor, die sie mit einem
Küchenmesser in der Hand nachtanzte. Dann bedrohte sie ihre Mutter mit dem
Umbringen. Irgendwann spielte sich dann das tödliche Drama ab.
Die schmächtige Angeklagte schilderte im Prozess unter Tränen, wie sie unter der Krankheit ihrer Tochter gelitten und immer wieder vergeblich versucht habe, sie dazu zu bewegen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die medizinischen Sachverständigen gestanden der Frau zu, dass sie in einem allgemein begreiflichen Ausnahmezustand gehandelt habe.