Weil sich palästinensische Flüchtlinge in ihrem Boot versteckten, gelangen drei Wiener in Teufels Küche: Sie landeten im Hafen-Knast.
Seit fünf Tagen wissen drei Österreicher, dass man Hölle auch so buchstabieren kann: P-A-T-R-A-S. Gemeint ist die zweitgrößte griechische Hafenstadt. Der Wiener Software-Spezialist DI Wolfgang Hauser (50) und seine Freunde Mag. Thomas Höbinger (32) und Manfred Fleischmann (40) waren dort vergangenen Donnerstag 16 Stunden unschuldig inhaftiert. Und der Gedanke an ihre Erlebnisse in Staatsgewalt treibt ihnen immer noch Zornesröte in die Wangen und einen Würgereiz in den Hals.
Günstiger Kauf
Die Vorgeschichte: Am 17. Mai machten sich
die drei Männer in einem Van auf den Weg, um von der Insel Ithaka ein
günstig erworbenes Boot abzuholen. Bei der Rückfahrt wollten die Freunde –
wegen der schweren Fracht – die Fähre von Patras nach Venedig nehmen. Also
standen sie am 20. Mai abends in der Hafenstadt in einer langen Autoschlange
vor einem Schiff der Minoan-Line an. Und weil noch Zeit war, sperrten sie
den Wagen ab, um kurz in ein Café abzubiegen.
In der Falle
Was die Wiener nicht wussten: Direkt neben den
Anlegestellen gibt es ein Flüchtlingslager. Und mehrmals jede Woche suchen
verzweifelte Insassen in Fahrzeugen vor den Fähren ein Versteck, um illegal
nach Italien zu gelangen. Wolfgang Hauser: „Aber kein Hinweisschild und
keine Warntafel signalisieren Touristen die Gefahr.“
Prompt schlüpften zwei Palästinenser unter das Verdeck des abgestellten Bootes. Und bei einer Kontrolle vor Auffahrt auf die Fähre wurden sie auch prompt von der Polizei entdeckt. Die Folgen waren unvergesslich für die entsetzten Österreicher.
Ekelzelle
"Die beiden Flüchtlinge haben sofort gestanden, dass
sie uns ausgespäht hatten“, erzählt Opfer Fleischmann, „trotzdem wurden wir
in Handschellen abgeführt und wie Schlepper behandelt.“ Und das bedeutete:
Die Nacht zum vergangenen Donnerstag verbrachten die Wiener in Haft. Konkret
in einem Container mit drei vergitterten Fenstern, dafür ohne Möbel,
Waschgelegenheit und WC.
"In der Zelle lagen unglaublich stinkende Pölster und Decken. Für die Notdurft gab es Dixie-Klos vor dem Container. Aber die spülen das WC-Papier nicht weg, damit die Leitungen nicht verstopfen, sondern sammeln es in Behältern. Es war unvorstellbar – so hält man bei uns keine Tiere.“
Keine Hilfe
Am nächsten Tag dann quälende Einvernahmen - "und am
Feiertag war in der Botschaft niemand erreichbar“. Dafür versuchte noch
rasch eine Anwältin durch Angstmache ein Mandat zu bekommen: "Die hat uns
was von möglichen 80.000 Euro Geldstrafe und einem Jahr Haft erzählt.“ Nicht
wirklich überraschend wurden die Österreicher dann aber auch ohne
Rechtsbeistand vom Verdacht der Schlepperei freigesprochen.
Das Happy End stimmt sie nicht versöhnlich. "In EU-Ländern sollten Mindeststandards gelten“, verlangt Fleischmann. Und Schicksalsgefährte Hauser ergänzt: "600.000 Österreicher machen in Griechenland Urlaub. Und die Botschaft hat nicht einmal einen Journaldienst.“