Sex im Museum

Polit-Streit um "Sexession" eskaliert

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Der staatliche geförderte Gruppensex als Kunstaktion erreicht heute den Wiener Gemeinderat: Politiker fühlen sich „betrogen“.

Die Wogen rund um öffentlich subventionierten Sex in der ehrwürdigen Secession gehen weiter hoch: Heute findet um 9 Uhr in Wien eine Gemeinderatssitzung zu diesem heiklen Thema statt. Die FPÖ will von SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny wissen, ob „Swingerklubs zum kulturellen Erbe gehören und daher eine Förderung bedürfen“.

FPÖ stellt der SPÖ heute delikate Sex-Anfragen

Das Themenspektrum der heutigen Gemeinderatssitzung umfasst:

  • Kontrolle der gesetzlichen Auflagen;
  • Abführen von Vergnügungssteuer;
  • die Prävention von Geschlechtskrankheiten;
  • die Frage, ob vor der Vergabe an den Club Element6 eine Ausschreibung gemacht wurde.

Mailath-Pokorny richtet via ÖSTERREICH-Gespräch den Beteiligten aus: „Alle, die jetzt fordern, das müsste man einstellen und die Subventionen zurückzahlen lassen – die plädieren für einen totalitären Staat.“ Klar ist für Mailath-Pokorny auch: „Die Kunstgeschichte ist voll von Skandalen. Und es ist ja niemand gezwungen hinzugehen.“ Er selbst will sich noch dieser Tage einen Eindruck von der Installation machen, um sich ein Urteil bilden zu können. Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat zwar mit dem Swingerklub „keine Freude“, denkt jedoch „nicht im Traum daran, die Subventionen zu kürzen“. „Für Swingerklubs bin ich nicht zuständig und daran in keiner Weise interessiert. Ich verlasse mich auf die honorigen Vorstandsmitglieder.“

Grüne wollen Erhöhung der Subvention für Secession
Für die Grünen handelt es sich um eine „völlig harmlose Ausstellung“. „Weltweit gibt es Ähnliches seit Jahrzehnten bis zum Abwinken zu sehen“, weiß der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. Dem Schweizer Künstler Christoph Büchel sei es gelungen, den „bigotten Umgang mit dem Thema Sexualität“ zu zeigen.

ÖVP fordert Rückzahlung der Kulturförderung
Ursula Stenzel, VP-Chefin des ersten Wiener Gemeindebezirks, fordert im ÖSTERREICH-Interview: „Wenn die Veranstalter mutig gewesen wären, hätten sie gesagt, was Sache ist. Ein Nachtklub ist, anders als ein Swingerklub, ja noch nichts Anstößiges. Die Secession muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob sie als Institution überhaupt noch förderungswürdig ist.“

Mittlerweile wächst auch der Secession die Sache über den Kopf. Ein Insider erzählt ÖSTERREICH: „Bei uns gibt es am laufenden Band Krisensitzungen.“ Der Swingerklub-Betreiberin wurde von der Secession bereits untersagt, ins Fernsehen zu gehen und damit die Sache weiter anzuheizen. Doch für die Secession lohnt sich die Sache in jedem Fall: Die üppigen Eintrittsgelder bis zu 42 Euro bleiben dem Kunsttempel voll erhalten. Und der Besucheransturm nimmt täglich zu.

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Aufregung bezüglich des Kunstprojekts?
Ursula Stenzel: Das war und ist eine bewusste Provokation des Künstlers, ein geschicktes Marketing eines Aktionisten, wo Kunst als Vorwand genommen wird für eine sehr lukrative Einnahmequelle.
ÖSTERREICH: Wie stehen Sie persönlich dazu?
Stenzel: Ich kann damit nicht viel anfangen. Öffentlicher Gruppensex und Swingerklub haben nichts mit Kunst zu tun. Es ist schon auch die Frage erlaubt, was als Nächstes kommt. Kann künftig jedes Bordell um Kunstförderung ansuchen? Oder ist die nächste Steigerungsstufe gar die Pädophilie?
ÖSTERREICH: Braucht es bei der Secession eine Zensur?
Stenzel: Es geht nicht um Zensur, sondern um Jugendschutz. Man kann unter Umständen auch die Lust am Sex verlieren, wenn man solche Bilder sieht. Es ist ein Missbrauch von Subventionen.
ÖSTERREICH: Sie haben mit Ihrer Unterschrift das Projekt ermöglicht – warum?
Stenzel: Die Genehmigung des Bezirks wurde durch grobe Täuschung erschlichen. In dem Ansuchen ging es um einen Nachtklub mit einer Bühne, Séparées und Bar. Aber sicher nicht um öffentlich zugänglichen Gruppensex mit allem Drum und Dran. Ich fordere die Subventionsrücknahme.

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