Ein Irrer schubste Roland M. in Wien vor die U-Bahn. Der 36-Jährige überlebte, meint aber: „Ich glaube nicht, dass ich das letzte Opfer war.“
Wochenlang hat er über den schlimmsten Tag in seinem Leben geschwiegen, wollte alles nur mehr vergessen. Doch jetzt bricht Roland M. erstmals sein Schweigen und geht sogar noch einen Schritt weiter: In einem Brief wirft der gebürtige Südtiroler den Wiener Linien „Verleumdung“ vor, fühlt sich nach seinem Horror-Unfall von den Verantwortlichen verhöhnt und verspottet (siehe Faksimile rechts).
Auf den Weg in den Prater
Rückblende: Es ist Donnerstag, der 29.
April, 18.40 Uhr, der erste sommerliche Tag des Jahres. An diesem Abend ist
der Versicherungsmakler mit einem Arbeitskollegen im Schweizerhaus zum Essen
verabredet. „Es war der erste schöne Tag. Alle waren entspannt, locker,
lässig“, berichtet der 36-Jährige später über den Abend, der sein Leben für
immer verändern sollte.
Mit der Rolltreppe fährt M. am Schwedenplatz zum U1-Bahnsteig hinunter, schaut auf die Anzeigetafel: In einer Minute soll der Zug nach Leopoldau einfahren. Doch dann passiert das Unfassbare: „Plötzlich packte mich jemand von hinten an Nacken und Schulter und warf mich in hohem Bogen in den Schacht“, so M. geschockt.
„Sah die U-Bahn-Lichter“
Blutüberströmt wacht er auf:
„Menschen haben geschrien und plötzlich war da das Licht der U-Bahn. Ich
dachte, sie fährt direkt auf mich zu.“ Doch: Jemand hatte den Notstopp
betätigt, der Zug kommt zum Stehen, Zeugen retteten den Verletzten in
letzter Sekunde von den Gleisen.
Tagelang liegt M. mit Nasenbeinbruch und schwerer Gehirnerschütterung im Spital, muss mehrfach genäht werden. Doch das Schlimmste: Immer noch fehlt vom Täter jede Spur. Roland M.: „Er handelte in voller Absicht. Wenn man ihn nicht bald fasst, wird er wieder zuschlagen.“
Opfer Roland M.: "Ich sah schon die Lichter"
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