Amtsbekannter Täter stellte sich selbst der Polizei. Möglicherweise Racheakt - Keine Verletzten und geringer Sachschaden.
Ein Brandanschlag auf das Büro der Salzburger Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat ist am Montag in der Früh zum Glück recht glimpflich verlaufen: Es wurde niemand verletzt, und auch der Sachschaden ist gering. Der 27-jährige Täter stellte sich noch während der Fahndung selbst der Polizei. Er hatte auf dem Schreibtisch von Eva Danninger-Soriat, die im Kaprun-Prozess die Anklage vertreten hatte, eine brennbare Flüssigkeit verschüttet und diese angezündet. Es dürfte sich um einen Racheakt handeln.
Der verbrannte Schreibtisch/ PPS, www.photopress.at
Amtsbekannt
Der Anschlag wurde kurz nach 8.00 Uhr verübt. Der
laut Polizeijurist Rudolf Feichtinger amtsbekannte Mann schüttete eine
hochentzündliche Flüssigkeit aus einer Flasche auf den Schreibtisch und
entzündete diese mit einem Feuerzeug. Als der Tisch und einige Akten in
Flammen aufgingen, "flüchtete der Täter sofort aus dem Büro",
schilderte Andreas Huber vom Stadtpolizeikommando Salzburg der APA. Die
Flammen konnten noch vor Eintreffen der Berufsfeuerwehr mit einem
Handfeuerlöscher gelöscht werden.
Von Richterin verurteilt
Danninger-Soriat kennt den Mann
persönlich: Sie hat ihn laut ORF wegen einer gefährlichen Drohung angeklagt,
der Salzburger wurde deshalb kürzlich zu einer bedingten Haftstrafe
verurteilt. Es könnte sich deshalb um einen Racheakt handeln, sagte
Ermittlungsleiter Major Gerhard Waltl.
Verdächtiger stellte sich selbst
Nach dem Brandanschlag
wurde das Gerichtsgebäude sofort gesperrt und eine Fahndung nach dem Täter
eingeleitet. Eine Dreiviertelstunde nach dem Anschlag stellte sich der
Verdächtige bei der Polizei. "Er kam ins Kriminalreferat des
Stadtpolizeikommandos und wollte einen Suchtgiftfahnder sprechen. Wir haben
ihn sofort festgenommen," erklärte Kripo-Chef Huber.
Geständnis
Der Verdächtige wurde am Vormittag einvernommen.
Er hat die Tat sofort gestanden und wurde auch zu anderen Brandanschlägen
einvernommen, die heuer in der Stadt Salzburg verübt worden waren. Die
Hintergründe des heutigen Anschlags waren zunächst nicht bekannt, so Oberst
Albert Struber, der Leiter des Landeskriminalamtes. Ob ein Zusammenhang mit
dem Kaprun-Strafverfahren besteht, in dem Eva Danninger-Soriat die
Anklagebehörde vertreten hat, ist ebenfalls noch nicht geklärt, sei aber
eher nicht anzunehmen.
Der Schreibtisch der Staatsanwältin war nach dem Anschlag angekohlt, einige Akten seien verbrannt, erklärten die Ermittler. Ein Großaufgebot von Polizei und Berufsfeuerwehr wurde ins Landesgericht gerufen. Die Flammen waren angeblich bereits mit einem Feuerlöscher gelöscht worden. Polizisten durchsuchten das Gebäude nach weiteren Brandmitteln.
"Kaprun-Prozess"
Eva Danninger-Soriat, die seit 2004
Erste Staatsanwältin in Salzburg ist, vertrat im Strafverfahren nach der
Brandkatastrophe von Kaprun mit 155 Toten die Anklage. Alle 16 Beschuldigten
wurden damals freigesprochen, weil keinem einzelnen persönlich ein
schuldhaftes Verhalten nachgewiesen werden konnte. Die Katastrophe, die von
einem Heizlüfter mit Konstruktionsfehlern ausgelöst wurde, sei nicht
voraussehbar gewesen, hieß es im Urteil.
Der Präsident des Salzburger Landesgerichtes, Hans Rathgeb, kündigte gegenüber der APA eine Evaluierung der Sicherheitsmaßnahmen im Gerichtsgebäude an, weil es dem Täter gelang, eine hochentzündliche Flüssigkeit durch die Sicherheitskontrollen zu schleusen.