10 Monate Knast

Briefträger trug die Post nicht aus

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Der 44-Jährige fühlte sich überfordert. Daher trug er die Post nicht aus.

Weil sich ein Briefträger in Salzburg gemobbt und überfordert gefühlt hatte, trug er zehn Postsäcke einfach nicht aus. Der 38-Jährige ließ Hunderte Briefe - davon 505 amtliche Schreiben - zweieinhalb Jahre zu Hause oder in seinem Dienstfahrzeug liegen. Der Amtsmissbrauch und die Verletzung des Briefgeheimnisses flogen erst heuer bei seiner Delogierung auf. Der mittlerweile arbeitslose Mann wurde am Donnerstag am Landesgericht Salzburg zu einer bedingten Haftstrafe von zehn Monaten rechtskräftig verurteilt.

12 Jahre bei der Post
"Ich bin ungerecht behandelt worden, hatte zu viel Arbeit. Die Überbelastung hat sich auf die Psyche geschlagen", schilderte der bisher unbescholtene Salzburger dem Vorsitzenden des Schöffensenats, Manfred Seiss. Im Jahr 1992 habe er bei der Post angefangen und dann "zwölf Jahre lang seinen Job gut gemacht", betonte Verteidiger Bernhard Kettl. Doch ab 2004/05 seien aufgrund von Einsparmaßnahmen immer mehr Rayone dazugekommen. Vorsprachen beim Arbeitgeber oder bei Personalvertretern hätten nichts geholfen, erklärte der Angeklagte, warum er einen Teil der Sendungen nicht mehr zustellte.

Unter den liegengebliebenen Postsendungen befanden sich laut Staatsanwältin Anita Rammer 505 amtliche Briefe, 125 Einschreiber, 200 Großbriefe, 800 Stück Infopost, 20 Reklamesendungen und zahlreiche Briefe. Allerdings dürfte der Verlust nur wenige Empfänger geärgert haben. "Es sind nur sehr wenig Beschwerden eingegangen. Im Jahr 2008 waren es 15", so ein Vertreter der Post im Zeugenstand. Der Schaden für die Post betrug 673 Euro, den der Verurteilte nun berappen muss.

Der Verteidiger versuchte, den "menschlichen Hintergrund" der Tat zu beleuchten. Manche Menschen würden es eben einfach nicht mehr schaffen, unter großem Druck zu arbeiten. Es gebe zahlreiche Fälle von Burnout-Syndrom, "weil Menschen einfach nicht mehr können". Sein Mandant weise aber keine kriminelle Energie auf. Das AMS sei nun dabei, ihn ins Arbeitsleben wieder zu integrieren.

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