Noroviren-Stamm

"Sydney-Virus" in Österreich nachgewiesen

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Gäste einer Hochzeitsfeier im Salzburger Pongau erkrankten.

Sie machen kurzfristig Erbrechen, Durchfall, Influenza-artige Glieder- und Kopfschmerzen und Schüttelfrost, sind häufig für ganze Erkrankungswellen verantwortlich, aber auch bald wieder überstanden: Noroviren. Jetzt haben die Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit den relativ neuen Norovirus-Stamm "Sydney 2012" erstmals auch in Österreich nachgewiesen. Ausgerechnet nach einer Krankheitswelle in der Folge einer Hochzeitsfeier samt Torte im Salzburger Pongau.

"Im Oktober 2012 führte eine Hochzeitsfeier im Salzburger Pongau zu unliebsamen Spätfolgen. 24 Stunden nach der Feier erkrankten 26 der rund hundert Hochzeitsgäste an Brechdurchfall", hieß Freitagnachmittag in einer Mitteilung der AGES.

Um ausschließen zu können, dass mit Noroviren kontaminierte Lebensmittel im Umlauf sind, beauftragte die Salzburger Landessanitätsdirektorin, Heidelinde Neumann die AGES mit der Abklärung des Ausbruchs. Im Monat davor hatte Deutschland den bisher größten Norovirus-Ausbruch mit mehr als 11.000 Erkrankten verzeichnet. Ursache waren laut dem deutschen Robert Koch-Institut chinesische Tiefkühl-Erdbeeren. In jüngster Zeit legten die Viren - wieder einmal - Kreuzfahrtschiffe lahm. Größere Ausbrüche der unangenehmen, aber nur kurzen Erkrankung, wurden aus mehreren Staaten berichtet.

Ein möglicher Hintergrund der neuen Entwicklung: Mit "Sydney 2012" (Bezeichnung nach dem Ort der ersten Identifizierung) ist offenbar eine neue Variante der Viren im Umlauf. Gegen sie ist offenbar eine schon einmal durchstandene Infektion kein Schutz, weil das Immunsystem darauf nicht reagiert.

Jedenfalls, so die Experten: "Die Abklärung der AGES zeigte, dass die Erkrankungen (in Salzburg, Anm.) durch den weltweit neu auftretenden Norovirus-Stamm GII.4 Sydney 2012 ausgelöst worden waren." An der Referenzzentrale für Noroviren am "Zentrum für Lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten" der AGES in Graz werden im Zuge von Ausbruchsabklärungen routinemäßig DNA-Bestimmung per Sequenzierung vorgenommen, um frühzeitig neu auftretenden Virenstämme zu erkennen.

Für Ingeborg Lederer, Leiterin Norovirus-Referenzzentrale, stellt "Sydney 2012" kein außergewöhnliches Ereignis dar: Durch diesen neuen Typ verursachte Erkrankungen verlaufen nicht schwerer als andere Norovirus-Erkrankungen. Bei RNS-Viren sei es auch nicht ungewöhnlich, dass alle zwei bis drei Jahre ein neuer Virus-Stamm auftritt.

Beim Salzburger Norovirus-Ausbruch konnten 85 Prozent der Erkrankungsfälle auf den Konsum der Hochzeitstorte zurückgeführt werden. Die Arbeit der Experten zeigte, dass das Virus durch einen erkrankten Küchenmitarbeiter eingeschleppt worden war. Die AGES betonte die Bedeutung der Einhaltung von Hygienemaßnahmen in lebensmittelverarbeitenden Betrieben und in der Gastronomie.

Mit Stand vom Freitag (11. Jänner 2013) hat es seither keine Folgeerkrankungen mit dem neuen Norovirus-Stamm GII.4 Sydney 2012 gegeben. In Österreich wurden im Vorjahr 21 durch Noroviren verursachte Ausbrüche gemeldet. An der Referenzzentrale wurde in 736 Stuhlproben Noroviren nachgewiesen.

Das Problem bei den Viren sind vor allem ihre Infektiosität, Überlebensfähigkeit und Hartnäckigkeit: Bereits wenige Partikel machen bereits krank. Der Übertragungsweg läuft über Kontakt mit Erkrankten, aber auch über Viren auf Oberflächen etc. Dafür ist die Erkrankung selbst kaum gefährlich, wenn auch lästig. Die bis zu Tagen reichende Inkubationszeit (infektiöse Personen ohne Krankheitssymptome) fördert noch zusätzlich die Übertragungsrate.

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