Der US-Anwalt Ed Fagan hat nichts mehr mit der Brandkatastrophe von Kaprun zu tun. Damals starben 155 Menschen in der Standseilbahn.
Die zuständige Richterin schloss den Anwalt am gestrigen Donnerstag aus den von ihm selbst angestrebten Verfahren in den USA aus. Hauptgrund: Wegen Fagans Privatkonkurs könne es zu einem Interessenskonflikt kommen. Außerdem stellte die Richterin ein 60-Tage-Ultimatum für die Fortführung der Verfahren.
Konkursverfahren
Das Konkursverfahren Fagans war heuer am 14.
Februar eröffnet worden. Seine Schulden belaufen sich laut Konkursakt auf
rund 13,6 Millionen US-Dollar (10,15 Mio. Euro). Fagan gab an, dass es im
Wesentlichen eine Möglichkeit gebe, sich zu entschulden, nämlich die
Kaprun-Verfahren. Es gebe ein Angebot über 16 Millionen Dollar für eine
globale Einigung. Fagans "Vermögensverzeichnis schweigt aber darüber, wie
dieses Geld aufgeteilt werden soll und wie hoch sein Honorar daraus sein
wird", schreibt Richterin Shira Scheindlin in ihrem Urteil. Ob sich hier
Fagan auf jene 16 Millionen Euro bezieht, die über die
Vermittlungskommission in Wien ausbezahlt werden sollen, ist unklar.
Interessenskonflikt
Obwohl der Konkurs eines Anwaltes nicht von
sich aus ein Grund für einen Verfahrensausschluss sei, gebe Fagans
Entschuldungsplan Anlass für einen unzulässigen Interessenskonflikt zwischen
ihm und seinen Klienten, "und illustriert einen Grad der finanziellen
Verantwortungslosigkeit, der dem Gericht den Glauben daran nimmt, dass er in
der Lage ist, die ausländischen Kläger in diesen Verfahren angemessen zu
vertreten", so die Richterin.
Fagan hat weder Personal noch Büro
Weiters führt Scheindlin
aus, dass Fagan laut Vermögensaufstellung keine Mittel habe, seine Klienten
zu vertreten. Er habe weder Personal noch Büro. Experten und
Gerichtsreporter, die er in diesen Verfahren beschäftigt habe, seien nicht
bezahlt worden. Außerdem seien einige Klagen nur von Fagan allein
eingebracht worden und würden hohe Kosten verursachen.
5.000 Dollar Strafe
Schließlich wurde Fagan noch zu einer Strafe
von 5.000 Dollar verurteilt, weil er dem Gericht falsche Ankündigungen
gemacht habe. Im April sind mehrere Anwälte nach Deutschland gereist, weil
Fagan sagte, dass dort zwei Zeugen seien, die viele wichtige Informationen
geben könnten, was dann nicht der Fall war. "Abgesehen davon, dass dies
absolut unprofessionell war, zeigt es von höchster Missachtung gegenüber
diesem Gericht", so Scheindlin.
Klagen könnten abgewiesen werden
Und außerdem forderte die
Richterin die beiden in den Verfahren gebliebenen Partner Fagans, James Lowy
und Robert Hantman, auf, innerhalb von 30 Tagen vor Gericht zu erscheinen
und Kopien ihrer Vollmachten für Opfer-Angehörige aus dem Ausland
vorzuweisen. Sollte dies nicht der Fall sein, haben die Angehörigen weitere
30 Tage, sich selbst bei Gericht zu melden. Wenn auch das nicht der Fall
sei, werden alle Klagen abgewiesen.
Von Fagan war vorerst keine Stellungnahme erhältlich.