Rund 50 größtenteils unmaskierte Teilnehmer brachten ihren Unmut zum Ausdruck - Polizei schirmte das Gebäude ab
Rund 50 bis 70 Personen haben Dienstagfrüh vor jener Voitsberger Volksschule demonstriert, in der ein Neunjähriger in der Vorwoche einen Test im Freien vor dem Klassenfenster geschrieben hatte. Sein Maskenbefreiungsattest war von der Schulleitung infrage gestellt worden. Dienstagfrüh verkündeten nun die Demo-Organisatoren: Man melde sich gegen Ausgrenzung zu Wort und setze "ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Grundrechte".
In den Sozialen Medien im Internet war in der Vorwoche ein Foto eines Kindes, das in einem Schulinnenhof vor dem offenen Fenster einer ebenerdigen Schulklasse schreibt, tausendfach weitergeschickt worden. Der maskenbefreite Schüler sei "wie ein Aussätziger" behandelt worden, kritisierte ein Politiker der FPÖ in einer Aussendung am vergangenen Donnerstag. Am Dienstag haben nun etliche Demonstranten unter dem Motto "Voitsberg - die rote Linie ist überschritten" ihren Ärger zum Ausdruck gebracht.
Keine Masken
Die Polizei wies die Versammlungsteilnehmer via Lautsprecherdurchsagen mehrfach auf die Einhaltung der Covid-Schutzmaßnahmen (FFP2-Schutzmaskenpflicht) hin, auch diesbezügliche Kontrollen wurden durchgeführt. Zu groben Ausschreitungen sei es nicht gekommen, dennoch werde es Anzeigen geben, hieß es in einer ersten Zusammenschau vonseiten der Landespolizeidirektion Steiermark.
Gegen 7.00 Uhr hatten sich laut erster Schätzung der Polizei 50 bis 70 Menschen vor der Schule versammelt. Vom eigentlichen Schulgelände wurden die coronamaßnahmenkritischen Demonstrierenden über ein Scherengitter ferngehalten, das von der Exekutive gesichert wurde. Man demonstriere "gegen diktatorisches Umsetzen der Vorgaben des Bundes an dieser Schule", wie Organisator Gottfried Hermann bereits im Vorfeld gegenüber der APA sagte. "Wir wollen nicht noch mehr Unruhe in die Sache bringen und schon gar nicht Kinder instrumentalisieren oder erschrecken, aber es geht darum, Missstände aufzuzeigen. Nichtgeimpfte werden in die Impfung gedrängt. Schützen wir die Kinder vor den Maßnahmen, die ihnen zugemutet werden", so der weststeirische Organisator.
"Kinder waren verstört"
Dienstagfrüh waren dann die Lautsprecher direkt auf die Schule gerichtet. "Es waren schreiende Stimmen hörbar, die Kinder waren verstört", berichtete Hermann Zoller, Leiter des Bereichs Pädagogischer Dienst der Bildungsdirektion Steiermark, der vor Ort war. Die Schule werde die gesamte Woche hinweg unterstützt, so Zoller: Die Kinder erhalten psychosoziale Betreuung und behutsame pädagogische Begleitung, wurde betont.
Der Schulkomplex war Dienstagfrüh bereits früher als sonst für Kinder und Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, zugänglich. "Es liegen keine Gründe vor, die Versammlung zu untersagen", so Bezirkshauptmann Hannes Peißl im Vorfeld gegenüber der APA - auch wenn in den vergangenen Tagen in den Sozialen Medien ein "Shitstorm" über die Schulleitung hereingebrochen sei: "Da waren gefährliche Drohungen darunter, Teile des Lehrpersonals fühlen sich bedroht", erklärte der Bezirkshauptmann. Den Schülern und dem Lehrpersonal wurde eine Ausweichmöglichkeit geschaffen. Gegen 9.00 Uhr löste sich die Versammlung wieder auf.
Hermann Zoller räumte als Vertreter der Bildungsdirektion Steiermark am Dienstag abermals ein, dass die Vorgangsweise der Volksschule bei der Durchführung des Test "pädagogisch sehr unglücklich" gewesen sei. "Schulen sind durch die Pandemie sehr gefordert: Das Lehrpersonal hatte auf der einen Seite die Sicherheit und Gesundheit der Kinder im Fokus, auf der anderen Seite wollten sie auf das heftige Drängen des Vaters und den Wunsch des Schülers eingehen und Rücksicht nehmen. In so einer Situation hätte man dem Drängen nicht nachgeben dürfen und man hätte den Lernbeweis einfach ablehnen müssen", räumte Zoller ein. Ein Wiener Kinderschutzverein lässt nunmehr über eine Anwaltskanzlei den Vorfall hinsichtlich Verletzung der Aufsichtspflicht prüfen.