Graz

Empörung nach Missbrauchs-Skandal

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De Grazer Bürgermeister Nagl ist  "fassungslos und verärgert".

Sexuelle Gewalt in einer Jugend-Wohngemeinschaft des Magistrats, die am vergangenen Wochenende bekannt wurde und zur Festnahme von drei 14- bis 17-jährigen Burschen geführt hat, ist nun Gegenstand von Untersuchungen und hat für den Ruf nach Konsequenzen gesorgt. Bürgermeister Siegfried Nagl (V) zeigte sich ob der Vorgänge und der internen Kommunikation darüber "fassungslos und verärgert", wie sein Sprecher Thomas Rajakovics am Montag sagte. Es müsse eine lückenlose Aufklärung und allenfalls Konsequenzen geben.

Täter weitgehend geständig
Vier Mädchen, die heute elf bis 16 Jahre alt sind, sollen seit 2010 von den Burschen gequält und vergewaltigt worden sein. Die drei festgenommenen mutmaßlichen Täter zeigten sich laut Staatsanwaltschaft weitgehend geständig. Ein vierter Bursche, 14 Jahre alt, soll nur am Rande beteiligt gewesen sein.

Der Fall war ins Rollen gekommen, als eine Zwölfjährige sich ihrer Mutter anvertraute. Die Frau erstattete über Anraten der Betreuer und des Jugendamtes Anzeige. Wie sich dann herausstellte, war schon im Oktober des Vorjahres von freiwilligen und unfreiwilligen sexuellen Handlungen unter den Jugendlichen die Rede gewesen. Es wurde ein sogenanntes Anzeigeprüfungsteam zusammengestellt. Doch die Vorwürfe hätten sich nicht erhärtet, weder durch Aussagen der Betroffenen noch durch "Maßnahmen erhöhter Aufmerksamkeit wie das Schlafen der Betreuungspersonen bei offene Türen", so Jugendamt-Sprecherin Vasiliki Argyropoulos: "Es hat keine Verdachtsmomente für strafrechtlich zu belangende Übergriffe gegeben."

Wie die Mutter, die schließlich Anzeige erstattete, in Interviews einräumte, hätten auch die Eltern nichts mitbekommen. Die Mädchen wurden offenbar durch Drohungen und Gewalt eingeschüchtert und so lange von Aussagen abgehalten.

Im Rathaus hat der Fall für einigen Wirbel gesorgt: Bürgermeister Nagl zitierte die Amtsleiterin und den Magistratsdirektor - bis Freitag sei ein Bericht dem Stadtsenat vorzulegen, so sein Auftrag. "Wenn es zu Versäumnissen gekommen ist, wird das schwerwiegende Konsequenzen haben", so Nagl-Sprecher Rajakcovics. ÖVP-Familiensprecherin Sissy Potzinger forderte die Befassung eines Sonderausschusses im Gemeinderat und Konsequenzen, um derartige Vorkommnissen künftig zu verhindern, möglicherweise durch eine Trennung von Mädchen und Burschen in derartigen Einrichtungen. Die betreuten Jugend-Wohngemeinschaften sind ein Angebot für Eltern, die mit der Erziehung ihrer schulpflichtigen Kinder psychisch oder physisch überfordert sind - eine Unterbringung erfolgt in der Regel im Einverständnis mit den Eltern.

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