Eine Flucht im "klassischen Stil" ereignete sich am Sonntag im Grazer Polizeigefängnis. Zwei Häftlinge seilten sich mit Betttüchern ab.
„Das gibt’s doch gar nicht.“ Ungläubig begutachteten in der Nacht zum Montag Beamte im Polizeianhaltezentrum Graz die winzige Öffnung im Gitter eines Zellenfensters, durch die Dato Sch. (29) in die Freiheit entkommen war.
Gegen 20. 30 Uhr hatte ein Bewacher bei seiner Hofrunde einen Mann entdeckt, der in zwei Meter Höhe an einem Strick aus Leintüchern baumelte. Als der Beamte den Häftling anrief, ließ dieser sich fallen und sprintete über den Hof der Anstalt. Wendig wie ein Wiesel hüpfte der Flüchtende über den Zaun des Anhaltezentrums und verschwand im Stadtpark. Ein zweiter Mann wollte sich in diesem Moment ebenfalls durch die Öffnung zwängen, zog sich aber sofort unerkannt ins Gebäude zurück, als er den Polizisten sah.
Trick mit Strick
„Der Flüchtige hat den Gitterstab eines
Fensters im Duschraum der Zelle durchgesägt. Die Stange war rund zwei
Zentimeter dick. Dafür hat er Sägeblätter verwendet, von denen er vier Stück
zurückgelassen hat“, so Gerhard Lecker von der Polizei Graz. Woher der
29-Jährige die Ausbruchswerkzeuge hatte, konnte bisher nicht geklärt werden.
Der Georgier muss mindestens eine Stunde am Werk gewesen sein, bevor sich
das Gitter löste. Dann griff er zum Trick mit dem Strick und knotete vier in
Streifen gerissene Leintücher zusammen – an denen seilte er sich aus dem
zweiten Stock 13 Meter tief ab. In der Dusche werden die Insassen des
Anhaltezentrums übrigens meist allein gelassen, diese Zeit nützte der
akrobatische Schlangen-Mann zur Flucht.
Ein verurteilter Dieb
Der Flüchtige saß seit November in
Schubhaft. Zuvor hatte er eine 16 Monate lange Freiheitsstrafe wegen
gewerbsmäßigen Diebstahls verbüßt. Der ehemaligen Asylwerber konnte aus
bürokratischen Gründen noch nicht abgeschoben werden.