Graz

Iraker bekommt kein Asyl, weil zu 'überzogen mädchenhaft'

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Zuerst "nicht schwul genug", jetzt zu "überzogen mädchenhaft" - Eine Behördenbegründung sorgt wieder für Wirbel.

Erste vergangene Woche wurde der Fall eines Flüchtlings in Wiener Neustadt publik, der einen negativen Asylbescheid erhielt, weil sein Verhalten „nicht homosexuell genug“ sei. „Weder Ihr Gang, Ihr Gehabe oder Ihre Bekleidung haben auch nur annähernd darauf hingedeutet, dass Sie homosexuell sein könnten“, hieß es in der Begründung.

Wie ÖSTERREICH berichtete, wurde der zuständige Beamte nach Bekanntwerden vom Dienst suspendiert.

Nun tauchte aber ein neuer Fall von klischeebehafteten Begründungen in Graz auf. Auch hier gab ein 27-jähriger Iraker an homosexuell zu sein und deshalb nicht in seine Heimat zurückkehren zu können – aus Angst vor Verfolgung und Tod.

"Nicht authentisch"

Die Behörde wies den Asylantrag ab. Die Begründung lässt wieder einmal staunen. Wegen seines „überzogenen mädchenhaften Verhaltens“ habe er auf Bundesamt für Fremdenwesen (BFA) „nicht authentisch“ gewirkt. Daher würden laut Behörde die Fluchtgründe lediglich auf dem Wunsch nach besseren Lebensbedingungen basieren.

Zudem soll auch der Umstand, dass sein Vater nichts von seiner Homosexualität wusste, ebenfalls ein Grund zum Zweifeln für die Behörde gewesen sein, berichtete die Wochenzeitung „der Grazer“.

Verein attackiert Innenministerium

Die homosexuelle Interessensgemeinschaft „RosaLila PantherInnen“ in Graz ist fassungslos: „Das ist eine furchtbare Diskriminierung“, so der Obmann Joe Niedermayer. „Die Unwissenheit des Vaters unterstreichen nur, dass Homosexualität ein triftiger Flüchtlingsgrund ist. Es zeigt, wie schwierig die Situation ist. Er wird nicht nur verleugnet, sondern als Schwuler in seinem Heimatland verfolgt und zu Tode gefoltert“

Der betroffene Iraker habe zuletzt als ehrenamtlicher Berater im Verein „RosaLila Pantherinnen“ gearbeitet. Und auch eine Broschüre auf Arabisch übersetzt. Zudem kenne er diverse Lokale und Online-Plattformen der Szene, so Niedermayer.

Ministeriumssprecher weist Kritik zurück

Der Vereins-Obmann ortet darin nicht nur Diskriminierung, sondern gar eine „systematische Abschiebung“ von Flüchtlingen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung um Asyl bitten.

Laut „Kleine Zeitung“ weist das Innenministerium dies zurück. Man werde keine "unqualifizierten Aussagen kommentieren", von Personen, "die mit der Thematik nichts zu tun haben", heißt es seitens des Sprechers Christoph Pölzl. 

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