Der pensionierte Richter darf Brigitta Sirny keine Mitschuld an Nataschas Entführung mehr unterstellen. Das hat das Gericht am Mittwoch entschieden.
Brigitta Sirny, die Mutter von Natascha Kampusch, hat den Zivilprozess gegen Martin Wabl gewonnen. Sie wollte auf diesem Weg erreichen, dass der pensionierte Richter nicht länger behaupten darf, sie sei an einem möglichen sexuellen Missbrauch sowie an der Entführung ihrer Tochter beteiligt gewesen. Das Urteil gegen Wabl ist nicht rechtskräftig.
"Selbstüberschätzung des Beklagten"
Im
Urteil heißt es, dass Wabl "zu keiner Zeit auch nur über
einigermaßen zureichende Anhaltspunkte für einen begründeten Verdacht"
verfügte. Weiters ist von "Selbstüberschätzung des Beklagten"
die Rede. Der Wahrheitsbeweis für seine Äußerungen sei ihm "vollkommen
misslungen", daher sei er verpflichtet "die bereits oftmals
wiederholten Behauptungen zu unterlassen."
Natascha Kampusch als Zeugin
Martin Wabl hatte schon mehrmals
gegen Brigitta Sirny prozessiert, wobei sich die Rollen von Kläger und
Beklagtem abwechselten. Beim letzten Prozess war auch Natascha Kampusch als
Zeugin gehört worden und hat ihre Mutter entlastet.
Einen etwas zwielichtigen Eindruck hatte bei der Befragung im Rahmen der Verhandlung allerdings ein Bekannter des verstorbenen Entführers gemacht, gegen den nun gesondert ermittelt wird.
Martin Wabl - er wurde auch zum Ersatz der gesamten Verfahrenskosten verurteilt - hat nun vier Wochen Zeit, gegen dieses Urteil zu berufen. Sollte er das tun, ist wieder die Klägerseite am Zug, die ebenfalls vier Wochen Zeit hat, darauf zu antworten. Erst dann trifft das Landesgericht eine endgültige Entscheidung, die dann erst im Frühjahr nächsten Jahres gefällt werden dürfte.