Sorgerechts-Drama:

ÖSTERREICH bei Olivers Vater

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Treffen auf Parkplatz im Wald - Interview mitten in der Nacht.

ÖSTERREICH-Reporterin Saskia Aberle traf in Dänemark den Vater des kleinen Oliver.

Das Schicksal von Oliver (5) bewegt seit Tagen Österreich. Am vergangenen Dienstag wurde Oliver von seinem Vater nach Dänemark verschleppt – „entführt“, sagt seine Mutter. Ich bin nach Kopenhagen geflogen, um den Vater des Buben persönlich zu treffen, seine Geschichte zu hören.

Am Samstagabend um 22 Uhr klingelt mein Handy. Eine SMS von Thomas S., Vater des kleinen Oliver: „Treffen in Fredensborg in einer Stunde?“

Wir treffen uns auf einem dunklen Parkplatz
Die Taxifahrt zu Thomas S. (40) dauert ewig. Selbst der Taxifahrer fragt schon: „Wollen Sie da wirklich hin?
Fredensborg liegt 40 Kilometer von Kopenhagen entfernt, mehr als eine halbe Stunde sind wir unterwegs dann hält der Wagen auf einem dunklen Parkplatz am Rande eines kleinen Waldstücks. Nur eine einzige Laterne spendet ein wenig Licht.

Vater: 1,90 groß, dunkle Stimme, IT-Fachmann
Thomas S. kommt zu Fuß durch den Wald. Der 1,90-Mann trägt nur einen grauen Wollpullover, obwohl das Thermometer Minusgrade anzeigt. Er lächelt, ist freundlich und hat einen festen Händedruck: „Ich habe nicht viel Zeit. Ich will Oliver schließlich nicht lange alleine lassen“, eröffnet der Computerspezialist mit dunkler Stimme. Sein bester Freund begleitet ihn.

Thomas S. will nicht alleine sein, wenn er mit 
ÖSTERREICH spricht. Für Erklärungen, die juristisch heikel sein könnten, ist Janus Bang zuständig. Bang ist Pressesprecher der „Väter-Organisation“ Dänemarks. Er sagt: „Thomas S. hat seinen Sohn nicht entführt. Er hat das Sorgerecht und hat sein Kind nur nach Hause geholt. Es gab für ihn keine andere Möglichkeit, als diesen brutalen Weg zu wählen. Oliver’s Mutter hat ihm das Kind weggenommen“.

„Es hätte alles nicht so weit kommen müssen“
Auf dem dunklen Parkplatz am Waldrand zeigt Olivers Vater auf ein Haus: „Hier haben meine Frau und Oliver früher gewohnt, bevor sie mir den Jungen weggenommen hat. Es hätte doch alles nicht so weit kommen müssen“, sagt er traurig. Erst nach und nach beginnt er über Oliver zu sprechen: „Ich freue mich sehr, dass ich meinen Sohn endlich zurück habe. Ich habe ihn unendlich vermisst. Es geht ihm gut bei mir.“ Wie es nun weitergehen soll, will ich von ihm wissen: „Oliver soll in Zukunft beide Elternteile haben.“ Nach nur 15 Minuten steht Thomas S. auf. Er muss zurück zu Oliver.

Lesen Sie auf der nächsten Seite das ÖSTERREICH-Interview mit Olivers Vater

ÖSTERREICH: Warum haben Sie Ihren Sohn aus Graz entführt?
Thomas S.: Ich habe Oliver doch nicht entführt. Nach dänischem Recht habe ich das Sorgerecht. Das bedeutet, ich habe meinen Sohn nur zurückgeholt.

ÖSTERREICH: Wie geht es Oliver nach all den Aufregungen?
Thomas S.: Es geht ihm sehr gut. Er freut sich, dass er endlich wieder in Dänemark ist. Er ist ein aufgewecktes Kind und zeigt seine Freude, indem er durch das ganze Haus hüpft. Außerdem freuen sich meine Eltern und alle seine Freunde riesig, dass er endlich wieder hier ist.

ÖSTERREICH: In welcher Sprache reden Sie mit ihm?
Thomas S.: Auf Dänisch natürlich. Ich spreche ja selbst nur ganz schlecht Deutsch. Zwar habe ich Deutsch in der Schule gelernt, aber das ist ja schon viele Jahre her. Oliver antwortet mit einem Mischmasch aus beiden Sprachen. Aber das wird sich schon bald legen. Schließlich ist Dänisch seine Muttersprache und bis vor eineinhalb Jahren konnte er es fließend.

ÖSTERREICH: Wieso treffen wir uns nicht bei Ihnen zu Hause, sondern auf diesem Parkplatz mehr als 30 Minuten von Kopenhagen entfernt?
Thomas S.: Ich will keine Presse bei mir zu Hause haben und Oliver würde das Ganze auch nur beunruhigen. Hier sind wir vor dem Haus, wo Olivers Mutter in Dänemark gelebt hat.

ÖSTERREICH: Wie soll der Fall jetzt weitergehen?
Thomas S.: Das weiß ich noch nicht. Darum sollen sich die Anwälte kümmern. Ich will, dass Oliver in Zukunft beide Elternteile hat.

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