Launiger Richter

Stadion-Stimmung bei Kartnig-Prozess

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Verteidiger, Staatsanwalt und Richter lagen am 8. Tag im Clinch.

Am Dienstag ist im Grazer Straflandesgericht nach zwei Wochen der Prozess gegen Hannes Kartnig fortgesetzt worden. Am achten Verhandlungstag stand aber nicht die Anklage gegen den Ex-Präsidenten von Sturm-Graz und seine sieben Mitbeschuldigten im Vordergrund, sondern die ständigen Auseinandersetzungen zwischen Verteidiger, Staatsanwalt und Richter. Dadurch kam es auch zeitlich bereits zu einigen Verzögerungen.

Am 8. Tag
Die ersten sieben Verhandlungstage waren, abgesehen von einigen lautstarken Auftritten von Hannes Kartnig, großteils ruhig verlaufen. Kartnig wird schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie das Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung vorgeworfen.

Stimmung kippte
Eigentlich hätte die Befragung des siebenten Angeklagten nicht gerade viel Zündstoff geboten, doch ausgerechnet bei ihm kippte die Stimmung. Zunächst begann es harmlos, das frühere Vorstandsmitglied bekannte sich ebenfalls nicht schuldig und schob alle Verantwortung auf Kartnig. Er sei ein "Sonnenkönig" gewesen, alle anderen neben ihm nur "Marionetten". Er selbst habe in den finanziellen Bereich des Vereins keinen Einblick gehabt, betonte der Angeklagte. Von Schwarzzahlungen wusste er nach eigenen Angaben nichts.

An der simplen Frage, ob er an einer Stelle von Schilling oder Euro gesprochen hatte, entzündete sich schließlich eine heftige Auseinandersetzung. Verteidiger Richard Soyer wollte diese Passage vom Verhandlungsmitschnitt vorspielen lassen, doch Richter Karl Buchgraber erklärte, das ginge nicht, da erst alles auf CD gebrannt werden müsse. Doch Soyer bestand wiederholt darauf und handelte sich damit eine Verweisdrohung vom Richter ein. Staatsanwalt Johannes Winklhofer mischte sich sichtlich genervt ein, und befragte einfach den Angeklagten ein zweites Mal, was dem Verteidiger aber ebenfalls missfiel.

Kräftiger Applaus
Als der Richter die strittige Passage auf seinem Diktiergerät vorspielte, brach das Publikum, das offenbar hauptsächlich aus Sturm-Fans bestand, in lautes Klatschen aus. Nicht nur, dass der Richter dem keinen Einhalt gebot, er legte auch noch ein paar launige Bemerkungen nach, die ihm wiederum Applaus eintrugen. Schließlich wurde es Soyer zu viel und er bat um Protokollierung der Tatsache, dass der Richter diese Beifallskundgebungen zugelassen hatte. "Was soll ich protokollieren, es gibt ja keinen geraden Satz", meinte der Richter, was wiederum Applaus nach sich zog und den Anwalt nachhaltig verstimmte.

Über der ungezügelten Fußballstadion-Stimmung wurde fast auf die weitere Befragung des Angeklagten vergessen. Am Mittwoch wird der Prozess um 9.00 Uhr fortgesetzt. Falls es sich zeitlich ausgeht, könnte gegen Mittag bereits der erste Zeuge befragt werden.

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