Sturm-Prozess

Stronach belastet Kartnig

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Endphase: Magna-Gründer Frank Stronach musste vor Gericht aussagen.

Eine Million Euro hat eine Firma von Frank Stronach 2004 an Sturm Graz überwiesen – ein Geschenk oder ein Darlehen? Das wollte Richter Karl Buchgraber vom Austro-­Magnaten wissen. Pünktlich um neun erschien Stronach, nahm zuerst irrtümlich auf der Anklagebank Platz und gab als seinen Beruf „Werkzeugmacher“ an.

Sturm Graz in der Champions League?
„War die Million jetzt ein Geschenk?“, wollte der Richter konkret wissen. „Es war eine Zahlung, das Hauptmotiv war nicht, damit Geld zu machen“, antwortete Stronach vage.
„Also war es kein Geschenk?“, hakte der Richter nach. „Nein, es hätte ja ein Wunder geschehen können und Sturm in der Champions League spielen, dann hätten wir das Geld zurückgefordert“, sagte Stronach. Auf die Frage, ob er sich geschädigt fühle, meinte er: „Nein, eigentlich nicht.“ „Haben Sie gewusst, dass Sturm vor dem Konkurs steht?“, fragte der Richter. „Alle Vereine stehen vor dem Konkurs“, blieb Stronach allgemein.

Stronach als Zeuge im Kartnig-Prozess

Fazit: Entlasten konnte Stronach seinen Spezi, dessen Trauzeuge er war, nicht – im Gegenteil: Er vertiefte den Eindruck, als sei die Sturm-Pleite lange vor dem offiziellen Konkurs 2006 offensichtlich gewesen.

Nach Stronach sagten fünf seiner Magna-Manager aus, darunter Ex-SPÖ-Politiker Andreas Rudas. Kernfrage: Wie ist der Vertrag zu bewerten, der Stronachs Firma ein Zugriffsrecht auf sechs Sturm-Stars für zehn Jahre eingeräumt hat? (Siehe Kasten.)
Zahlreiche Anträge, etwa die Zeugenladung von Werder-Kicker Sebastian Prödl, wurden abgelehnt. Damit steht fest: Sehr wahrscheinlich fällt am Donnerstag das Urteil im Sturm-Prozess.

Million für sechs Sturm-Spieler

Im Jänner 2004 bekam Sturm von Stronach eine Million Euro. Seine Sportfirma SMI erhielt im Gegenzug das Recht, binnen zehn Jahren sechs Sturm-Spieler zu Austria Wien zu holen. Kernfrage gestern: Wusste Kartnig, dass Sturm konkursreif war, und lockte er Stronach die Million heraus? Dann war es laut Staatsanwalt Johannes Winklhofer Betrug. Und wenn nicht? Dann sei es Untreue gegenüber Sturm, weil Kartnig die sechs besten Kicker unter Wert verkauft habe. „Alles Blödsinn!“, donnerte Kartnig: „Frank wollte Sturm helfen und hätte das Geld nie zurückverlangt.“ Wie es das Gericht sieht, entscheidet sich am Donnerstag.

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Stronach als Zeuge im Kartnig-Prozess