Vor genau einem Jahr wurde österreichische Touristen-Pärchen Katharina und Peter in Bolivien ermordert. Die Täter könnten ohne Gerichtsurteil freikommen.
Auf Grund der komplexen bolivianischen Rechtslage gibt es von Seiten der Familien von Katharina Koller und Peter Kirsten Rabitsch Befürchtungen, dass die Täter, die im Vorjahr ihre Kinder in Bolivien entführt und brutal ermordet haben, ohne Gerichtsurteil freikommen könnten. Dies erklärten Peters Eltern, Hermann Rabitsch und Joana Krizanits.
Frist könnte verstreichen
"Drei der fünf Mörder sind seit
Monaten im Gefängnis, (der mutmaßliche Bandenchef; Anm.) Ramiro Milan seit
28. August. Es gibt noch immer keine Anklage. Nach bolivianischem Gesetz
gehen Häftlinge frei, wenn sie nicht innerhalb von gewissen, relativ kurzen
Fristen, die vom jeweiligen Fall abhängen, angeklagt werden. Sie dürfen dann
nie wieder wegen demselben Verbrechen angeklagt werden, auf Grund dessen sie
in Untersuchungshaft waren", so die Eltern.
Nicht zuletzt die bevorstehende Karnevalszeit könnte für Probleme sorgen: "Da liegt das öffentliche Leben lahm. Wir sind in großer Sorge, dass die Täter freikommen und dann wieder den Geschäften nachgehen, die sie in den letzten Jahren betrieben haben: Kidnapping von Touristen mit Bankkartenraub und Pincode-Erpressung, Langzeitentführungen und wahrscheinlich weitere Morde." Dennoch hoffe man weiterhin, dass ein Urteil noch in diesem Jahr gefällt wird.
Jahrestag
Es hätte eine unvergessliche Weltreise werden sollen,
als sich die beiden österreichischen Rucksacktouristen Katharina Koller (25)
und Peter Kirsten Rabitsch (28) im November 2005 aufmachten, um fremde
Länder und Kulturen kennen zu lernen. Auf ihrem Programm stand im Jänner und
Februar 2006 auch der Andenstaat Bolivien. Doch das Abenteuer endete in der
Katastrophe. Von einer auf Kredit- und Bankomatkartenraub spezialisierten
Verbrecherbande, deren Mitglieder sich unter anderem als Polizisten
ausgaben, wurde das junge Paar entführt und schließlich (gemeinsam mit einem
spanischen Touristen) brutal ermordet.
Kein Prozesstermin
Begraben wurden Peter und Katharina am 18.
April in Wien. Der Fall, der auch in der bolivianischen Öffentlichkeit große
Anteilnahme ausgelöst hatte, brachte neben der mangelhaften Ausstattung der
Polizei nicht zuletzt die sozialen Probleme des Andenstaates zu Tage. Im
Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass sowohl Polizisten als auch
Justizangehörige (aus Profitgier) in engem Kontakt mit der Bande gestanden
und mit dieser teilweise sogar kollaboriert hatten. Am 19. April wurde die
für schwere Verbrechen zuständige Polizeieinheit PTJ von Innenministerin
Alicia Munoz aufgelöst und im Zuge einer Struktur- und Personalreform durch
die neue Spezialeinheit FELCC ersetzt. Der mutmaßliche Bandenchef Ramiro
Milan wurde schließlich Ende August festgenommen. Einen Prozesstermin im
Entführungs- und Mordfall gibt es bis dato noch nicht.