Nach dem Selbstmord eines Bereiters brodelt es in der Hofreitschule.
Es brennt in der altehrwürdigen Hofreitschule: Am Montag erhängte sich ein langjähriger Bereiter – Kollegen wollen in den Sparmaßnahmen und im Leistungsdruck den Grund für das Drama sehen. Im Mittelpunkt der Kritik steht Chefin Elisabeth Gürtler: Sie lege eine „unmenschliche Führung“ an den Tag, die Pferde seien wegen des dichten Programms öfter krank, und die Qualität gehe zurück, lauten die Vorwürfe.
Im ÖSTERREICH-Interview schlägt Gürtler zurück: „Dieser Tod ist sehr tragisch, hat aber nichts mit der Hofreitschule zu tun.“ Gürtler erzählt, wie die Pferde in der Hofreitschule verwöhnt werden und wie sie sich selbst engagiert: „Es gibt nichts, was die Pferde nicht haben. Ich laufe den ganzen Tag zwischen Hofreitschule und Sacher hin und her.“ Der Erfolg gibt ihr recht: „2010 hatten wir 900.000 Euro Minus. Wir haben jetzt höhere Umsätze im Kerngeschäft und im Shop, 97 % Auslastung bei den Auftritten. Heuer schließen wir positiv ab.“
ÖSTERREICH: Der Selbstmord eines Bereiters der Hofreitschule sorgt für Wirbel. Trägt die Hofreitschule Schuld?
Elisabeth Gürtler: Mein ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie, das ist ein tragischer Fall. Ich bestreite aber vehement, dass die Arbeitsbedingungen schuld sind. Der Mann war seit Mitte Juni wegen psychischer Probleme in Krankenstand, er wurde stationär behandelt. Er dürfte auch private Probleme gehabt haben. Es ist furchtbar, wenn ein Mensch nur noch diesen Ausweg sieht. Hier wird eine Tragik missbraucht.
ÖSTERREICH: Es hagelt Vorwürfe gegen Sie: Von unmenschlicher Führung bis zu enormer Belastung für die Pferde. Berechtigt?
Gürtler: Dass ich die Hofreitschule unmenschlich führe, ist unrichtig. Ich leite seit 21 Jahren das Sacher, nie hat sich jemand beschwert. In der Privatwirtschaft gibt es andere Spielregeln. Die Pferde werden zwei Mal pro Woche von Dr. Hladik untersucht. Sie sind in gutem Zustand und nicht öfter krank als früher. Es gibt nichts, was sie bei uns nicht haben: drei Mal Urlaub im Jahr, bestes Futter, Vitamine, Grander-Wasser, Magnetfeld-Decken. Die Pferde kommen maximal 70-mal im Jahr 10 Minuten dran – keiner kann mir erzählen, dass das zu anstrengend ist. Die Vorwürfe kommen von Ex-Angestellten, eine private Abrechnung.
ÖSTERREICH: Stimmt es, dass sich der Beirat der Bereiter aufgelöst hat und streiken will?
Gürtler: Das ist unwahr. Die Bereiter wollen ihre Ruhe. Ich schließe aber nicht aus, dass der eine oder andere ehemaliger Bereiter Gerüchte schürt.
ÖSTERREICH: Schreibt die Hofreitschule positive Zahlen?
Gürtler: Früher gab es ein Defizit von 3 Mio. Euro, im Vorjahr hatten wir 900.000 Minus. Heuer hoffe ich aber, dass wir positiv abschließen.
ÖSTERREICH: Mal ehrlich: Wie lange tun Sie sich das noch an?
Gürtler: Mein Vertrag läuft bis 2012. Ich denke nicht an Rücktritt, das wäre ein Schuldeingeständnis. Man geht nicht, wenn man angegriffen wird.